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aimé ist wieder unterwegs
nach langen wochen, in denen das boot in greifswald traurig an der hafenmole dümpelte, sind wir seit dienstag wieder unterwegs. hundert dinge mussten noch erledigt werden, und 99 stehen jetzt immer noch an. angebaut ist immerhin der doppelte fallenstopper für die beiden fallen, sodass das setzen der segel und das durchsetzen der fallen jetzt einfacher geht. die mastwinsch habe ich noch nicht montiert, jetzt probieren wir erstmal, ob die stopper schon reichen. bisher lassen sich die fallen recht gut auf spannung bringen. nur das fockfall muss von zeit zu zeit nachgespannt werden, aber da würde auch die kräftigste winsch nichts helfen, das tauwerk ist einfach zu alt und recht sich durch.
nach zwei sonnigen einstiegstagen haben wir seit gestern abend regen. überhaupt war der einstieg traumhaft. am dienstag um sechs gingen wir durch die brücke, segelten quer über den bodden und mit dem letzten abendhauch noch in eine kleine ankerbucht östlich des reddevitzer höfts, auf der südostseite rügens. eine sternenklare nacht, die schwindlig machte. morgens weckte uns eine sanfte brise aus nordost. nach dem frühstück wuschen wir den dreck vom deck, spülten den staub der letzten wochen ab, als (fast) letzte vorbereitung für diese sommerreise.
unterwegs schlief kurz vor dem prorer wiek der wind ein. unter motor fuhren wir bis sassnitz und gingen etwas westlich des hafens vor einem schmalen strand vor anker. nach der ersten, wirklich ruhigen ankernacht war diese ankeraktion krasser und rauher - von der ostsee kam schwell herein, der wind frischte am abend auf 4-5 beaufort auf, sodass wir ankerwachen einteilten. der platz ist wirklich nur bei sehr wenig wind aus südwestlichen richtungen empfehlenswert, weil ansonsten völlig ungeschützt. um acht uhr, heute morgen, hatten wir bereits die segel gesetzt und kreuzten um die kreidefelsen. mit der kleinen fock und dem groß im ersten reff erwischten uns die fallböen und der kapeffekt, sodass nochmal gerefft werden musste. der wind blieb aber frisch bei fünf beaufort.
der ursprüngliche plan war, nach bornholm zu segeln, von dort aus dann weiter ans schwedische festland. wegen des unbeständigen wetters haben wir uns aber dagegen entschieden und liegen heute in glowe.
der hafen ist nach nordwesten offen, sodass das boot am liegeplatz stark arbeitet. durch die lage im tromper wiek kann es aber so schlimm nicht werden, und ankerwachen brauchen wir hier nicht. nach drei tagen und zwei nächten auf dem boot waren wir heute auch endlich wieder an land, konnten rumlaufen mit festem boden unter den füßen, der allerdings, nach dieser intensiven gewöhungsphase ans schwankende schiff, so fest gar nicht mehr ist.
morgen wollen wir über die ostsee gehen. aber seit der himmel gestern abend zugezogen ist regnet es fast ununterbrochen. der wind hat aufgefrischt auf 5-6 bft., in böen etwas mehr. die wettermeldungen sind unterschiedlich. so meldet der deutsche wetterdienst in seinem seewetterbericht für morgen fünf windstärken aus westlichen richtungen. die grib-daten von zyGrib geben aber für das gleiche seegebiet tendenziell mehr wind aus nordwest an. beides ist machbar, aber etwas gemäßigterer wind aus west wäre besser.
dazu kommt, dass wir alle erschöpft sind von den letzten tagen und von der letzten nacht. keiner hat mehr als vier stunden schlaf bekommen, und für l. waren die noch geteilt in zweimal zwei stunden, weil sie die hundewache von zwei bis vier übernommen hatte. mir sitzen auch noch der stress und die anstrengungen der letzten arbeitswochen in den gliedern, dazu bin ich mit einigen sachen, die ich am boot noch machen wollte, nicht fertig geworden. auf dem deck gibt es einige roststellen, der achterstagspanner ist nicht angebaut, die tie sheaves für achterstagspanner und baumniederholer sind da, aber nicht angebaut, der masttopp steht noch immer ein bisschen zu weit vorne, es fehlt noch etwas mastfall, die neuen winschen sind an bord, aber noch nicht angebaut (und zu allem überfluss ist die backbordseitige winsch, die wir eigentlich schön sauber gemacht und frisch gefettet hatten, jetzt wieder halb ausgefallen - die sperrklinke im zweiten kurbelgang rastet nicht mehr ein, sodass die last nicht mehr auf der winsch blockiert werden kann, sondern über die klampe geführt werden muss.
wir wollen nach schweden, und morgen wäre der tag, weil es am sonntag schon zu spät ist und für übermorgen nördliche winde angekündigt sind. auf der anderen seite hat das boot ein paar macken, die ich normalerweise vorher beheben würde. denn das zeigt sich mir immer deutlicher: das wichtigste ist, zu jedem zeitpunkt die segel gut kontrollieren zu können. die gerätschaften, die dafür verwendet werden, also winschen, fallen, reffleinen, schoten etc., müssen dafür einwandfrei funktionieren. natürlich stellt sich die frage, wann ist es gut und richtig, wie massiv müssen die beschläge sein, wie leichtgängig die blöcke etc.? das ist eine frage der graduellen ansprüche. aber klar ist, dass ein teil, das seinen dienst versagt, ein problem in der kette der werkzeuge und tätigkeiten ist, das ich eigentlich von vornherein ausschließen will. (et voilà, fast schon eine entscheidung und definitiv ein großer batzen aus dem nähkästchen erzählt).
aimé soll also noch seetüchtiger werden, als es jetzt schon der fall ist. und die reise geht, in jedem fall und ja irgendwie immer, weiter.

28. Jul. 2011

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