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kaseberga - simrishamn - solvesborg
vor zwei tagen, in kaseberga, habe ich mir vorgenommen, jeden tag wenigstens die wichtigsten infos über den aktuellen hafen oder ankerplatz aufzuschreiben, und jetzt sind es schon wieder drei tage seit gislovs läge. von dort aus ging es bei zunächst sehr wenig wind aus süd bis südwest (großsegel und 60 qm genua aka schwedenfock, weil sie exakt aus den beiden farbtönen der schwedenflagge geschnitten ist) richtung ystad. später kam ein leichter seewind auf und wir hielten uns nah an land, um die thermik zu nutzen, segelten mit etwa vier knoten an der küste entlang. die sonne brannte, ein wolkenloser himmel, im wasser algenschwärme und dann und wann eine segelyacht, die uns unter motor entgegenkam. weil wir früh um acht losgesegelt waren, hatten wir ystad schon am frühen nachmittag querab und beschlossen, noch weiter bis kaseberga zu gehen, ein sehr kleiner hafen hinter der huk westlich von ystad. die ansteuerung ist einfach und das hafenbecken an den beiden seiten, die für yachten und gäste vorgesehen sind, wenigstens 2,5 meter tief. man liegt längsseits und im päckchen. der ort - wenn man einen großen ausflugsparkplatz, ein museum für die seenotrettung, diverse kiosks, fressbuden und ein restaurant schon 'ort' nennen möchte - ist ziemlich klein, sehenswert ist vor allem ein vorchristliches steinmonument oben auf der steilküste. ca. vierzig große, rohe steine sind dort in einer art schiffsform angeordnet, gemessen wurde damit der jahreskalender mit den tag- und nachtgleichen, der sommer- und der wintersonnwende. dieses monument ist auch das ausflugsziel, das den parkplatz und die fressbuden und überhaupt diese ganze touristische infrastruktur am hafenbecken rechtfertigt.

simrishamn

der nächste tag bringt frischen wind aus südost und wir segeln erst mit der arbeitsfock einen schlag nach süden, um von der küste frei zu kommen. um die huk von sandhammaren dreht dann der wind stetig so auf ost, dass wir bei der drehung auf amwindkurs bleiben. hinter sandhammaren dann wird der wind immer weniger, sodass wir erneut die schwedenfock setzen können. bei wenig wind macht es sich dann doch bemerkbar, dass das boot so übertakelt ist - eine weile lang segeln wir parallel zu einer ähnlich großen segelyacht, die unter motor durch die schwachwindzone fährt.
ziel des tages ist simrishamn, wo am abend p. an bord kommen soll. wir sind schon am frühen nachmittag vor simrishamn und fahren noch manöver. irgendwann war plötzlich thema, was die crew macht, wenn ich über bord gehen sollte. erstmal erscheint mir das als unberechtigte angst - ich habe mehr als zehntausend seemeilen hinter mir, einige davon bei stürmischem wetter auf nordsee und atlantik, inklusive segelarbeit auf verschiedenen vorschiffen, und noch nie gab es eine situation, bei der ich gefahr gelaufen wäre, über bord zu gehen, nicht mal der kleinste ausrutscher, der dann vom lifebelt gehalten würde.
trotzdem ist es super, wenn alle an bord das boot auch in alle richtungen fahren können und im schlimmsten fall auch ein mann-über-bord-manöver gelingt. und weil boje-über-bord auch ein gutes manöver ist, um verschiedene dinge zu üben (kurs zum wind bei häufigen kursänderungen, abstand einschätzen, aufschießer, zusammenarbeit der crew bei manövern und beim einweisen an der boje usw.), fahren wir ein paar boje-über-bord manöver. während der manöver frischt der wind noch auf, sodass die übung passend dramatisiert wird.
nach der sandigen südküste schwedens sind wir vor simrishamn schon an einer felsiger werdenden küste entlang gesegelt. bei der einfahrt nach simrishamn sehen wir die südlich gelegene felsküste dann etwas deutlicher. der hafen selbst hat nach der einfahrt ein becken für die schnellfähre, das auch für segelmanöver groß genug ist. bei ostwind ist das einpacken der segel vor dem hafen mühsam und dauert, weil die welle doch großen anlauf hat und sich direkt an der küste dann aufsteilt. gleichzeitig ist es mir noch etwas unheimlich, unter segeln in einen hafen einzulaufen, den ich gar nicht kenne. aber nächstes mal segeln wir rein. in der marina dann schwimmstege, das hatten wir auf dieser reise noch nicht. wir suchen erst eine weile, finden dann aber am dritten steg drei freie plätze. die marina wurde vor kurzem erst erneuert, die stege blinken und glänzen noch, das holz leuchtet noch wie frisch geölt. am automaten ziehen wir eine tally-card (ein abrechnungssystem für marinas, mit dem von wasser bis strom und klozeit alles abgerechnet werden kann), aber das system ist noch nicht installiert. deshalb gibt es auch keinen strom, was aber aushaltbar ist.
neben uns legt sich gleich eine andere segelyacht, die kurz nach uns eingelaufen ist. die leute sind nett, und ich überwinde mich am nächsten morgen, sie zu fragen, ob sie elektronische seekarten von der schwedischen ostküste haben, die wir uns überspielen können. und sie haben! leider sind es nur die von delius-klasing, die in einem proprietären format verschlüsselt sind, das mein supernavigationsprogramm nicht verarbeiten kann. eigentlich sind die karten, die wir haben, super, und mit mai 2010 auch noch ziemlich aktuell, aber leider fehlen die detailpläne für einige kleinere häfen, die wir anlaufen könnten. nur größere marinas und anlegemöglichkeiten in größeren häfen sind verzeichnet. und unsere papierseekarten enden mit simrishamn. also installiere ich das proprietäre navigationsprogramm und die karten auf der virtuellen windows-maschine, aber die detailkarten werden im programm dann doch nicht angezeigt. ob man die freischalten muss? am ende ist es egal und wir segeln mit den karten, die wir haben. verglichen mit den etwas älteren delius-klasing-karten sind sie wirklich genau und außerdem aktueller.
die stadt simrishamn besteht eigentlich vor allem aus dem hafen, einer einkaufsstraße und dem rathausplatz, an dem auch eine sehr alte kirche gelegen ist, die aber leider nicht mehr geöffnet ist, als wir vorbei kommen. der bau sieht fast mittelalterlich aus, jedenfalls älter als die norddeutsche backsteingotik, und es wäre interessant, das mal zu sehen. die kneipen in der businessmeile sind leider fast ausnahmslos touristenfallen, nur eine bäckerei sticht etwas heraus. l. holt dort am nächsten morgen brot und süße stückchen. nachdem wir eine stunde zu früh am bahnhof sind, um p. abzuholen, verlegen wir uns in die kneipe am ende des hafens und trinken unser erstes schwedisches bier in der abendsonne mit blick aufs meer und den endlosen himmel. das erste mal habe ich das gefühl, unterwegs zu sein. während der bezahltörns, die ich als skipper auf er ostsee gemacht habe, war simrishamn immer der sehnsuchtsort, zu dem ich nie segeln konnte, weil man von rügen aus in einer woche sks-ausbildungstörn nicht so weit kam, ohne zeitprobleme zu kriegen. und genau dort sitzen wir nun, unser boot liegt gut vertäut im hafen und ist bereit, am nächsten tag wieder mit uns auszulaufen, um unbekannte gebiete zu besegeln. ab hier ist jeder punkt, den wir erreichen, der nordöstlichste, an den ich je unter segeln gekommen bin.

solvesborg

am nächsten morgen geht es los, ab jetzt sind wir zu viert an bord. das erleichtert die segelmanöver deutlich. vor allem die vorsegelwechsel gehen dann besser und schneller. wir segeln erst nachmittags los, wollen trotzdem noch die knapp vierzig meilen nach karlshamn segeln, aber der wind weht tatsächlich mit vier bis sechs beaufort direkt aus ost, nicht aus südost, wie angekündigt. also laufen wir am wind, und damit fehlen uns die eineinhalb knoten, die das boot mehr läuft, wenn der wind etwas achterlicher einfällt. weiter draußen frischt der wind dann auf, sodass wir erst zwei reffs ins großsegel binden und dann noch auf die kleine fock wechseln. das boot läuft am wind fünfeinhalb knoten, aber gegen wind und welle ist nicht mehr zu machen. eine nachtansteuerung wollen wir uns ersparen, also beschließen wir, nach solvesborg zu gehen, was zehn seemeilen näher ist und vom kurs her günstiger liegt - wir können abfallen, setzen wieder das volle groß und die arbeitsfock und segeln dann mit halbem bis raumem wind konstant sechseinhalb bis sieben knoten. die wellen schieben das boot in eine rauschende fahrt. auch mit der see von schräg achtern segelt aimé stabil sodass behutsame ruderausschläge ausreichen, um das boot auf kurs zu halten. traumhaft.
vor der einfahrt in die langgezogene bucht von solvesborg reffen wir das groß wieder ein, und tatsächlich ergeben der kapeffekt und die landabdeckung einige böen, die das boot stark krängen. neben dem fahrwasser tauchen immer wieder felsen auf, mitten auf dem wasser, wir nähern uns den schären. gottseidank ist die einfahrt zum handeslhafen von solvesborg sehr gut betonnt, das fahrwasser ist sehr breit, sodass die ansteuerung problemlos ist. im letzten großen becken bergen wir die segel und legen uns dann längsseits an einen frisch gebauten holzsteg - angekommen.
der hafen ist klein, außer uns gibt es nur noch zwei andere gastyachten, eine davon aus greifswald, was irgendwie lustig ist. beide anderen sind heute morgen ausgelaufen, wir werden den tag über hier bleiben.
die bucht von solvesborg ist vergleichsweise schmal und tief und nach fast allen seiten sehr gut geschützt. nur bei starkem südsüdostwind könnte sich etwas dünung in die bucht verirren. die kleine bucht in der bucht gegenüber vom hafen ist ein guter ankerplatz, ebenfalls bei allen winden außer bei starkem wind aus südsüdost. rein kommt man, wenn man an der fahrwassertonne neun nicht nach backbord abbiegt, sondern geradeaus weiter fährt, am vorderen zeichen der deckpeilung vorbei in die bucht. laut karte liegt man dort dann auf zweieinhalb bis vier metern auf matsch, schlamm (mud) oder, näher an land, auf zweieinhalb metern auf sand. die ansteuerung des hafens geht bestimmt auch nachts gut, es gibt zwei richtfeuer und befeuerte tonnen, nur die letzten paar kleinen grünen tonnen bei der marina sind nicht befeuert, aber man kann sich dann schon sehr dicht an der mole halten, wo wir jetzt auf 2,3 metern tiefe liegen.
der yachthafen wird vom solvesborger segelclub betrieben, bezahlt haben wir 130,- skr, was bisher der günstigste preis ist. auch hier hat man ein tally-card-system installiert, das aber, wie in simrishamn, ebenfalls noch nicht in betrieb ist. toiletten, duschen und waschmaschinen gibt es im clubhaus, das sehr nett und familiär eingerichtet ist. es erinnert mich an den whw, unseren alten segelclub in heidelberg. dort wäre man auch auf diese weise zu gast gewesen, abgesehen vielleicht vom tally-card-system.
der wind hat inzwischen auf süd gedreht und soll bis morgen auf west durchdrehen. der himmel ist heute komplett bedeckt und es regnet immer mal wieder. wir haben die baumarktplane überm cockpit aufgespannt, damit es nicht immer reinregnet, wenn man die luke öffnet, um einzusteigen. das funktioniert ganz gut, die plane passt, als wäre sie dafür abgemessen worden. leider ist das plastik schlechte qualität und die plane wird wohl nicht so lange halten. aber denkbar wäre, selbst eine aus festerem persenningstoff zu machen, das ersetzt dann, zumindest im hafen, die kuchenbude. morgen wollen wir weiter, bei westwind wahrscheinlich nach karlshamn und dann nach karlskrona. wir werden sehen und segeln mit dem wind.

05. Aug. 2011

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