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abschluss der alleinfahrt, gegenan, bornholm
die reise geht schneller voran als ich hier schreiben kann. der letzte tag alleinfahrt aus der ankerbucht nach sölvesborg die meiste zeit gegenan. mit großer fock und groß im ersten reff gestartet, aber schon gleich bei der einfahrt aus der landabdeckung in die passage zwischen der insel hanö und dem festlang frischt der wind deutlich auf und wir stampfen gegen eine ein meter hohe windsee an. ich reffe erst das groß ein, und wie um zu beweisen, dass sie auch mit welle alleine klar kommt, segelt aimé mit der großen fock und festgelegtem ruder stabil durch die steilen wellen, sodass ich das großsegel in ruhe einreffen kann. weil das noch nicht reicht, berge ich vor hanö das vorsegel und setze die kleine fock. in der steilen welle arbeitet das vorschiff stark und das manöver wird dadurch sehr anstrengend. ein anderer segler segelt nahe vorbei und beobachtet, was ich da mache bei dem segelmanöver so dicht vor der küste. mit der starkwindbesegelung kommen wir gut aus der düse, nur flaut danach der wind so deutlich ab, dass die große fock wieder gesetzt und das großsegel ausgerefft werden muss. anstrengend. zwischendurch mache ich mir noch schnell ein brot und eine dose erbsen, während aimé mit festgelegtem ruder gegenan fährt. das boot geht gut durch die wellen und nach der starkwindpassage entspanne ich mich wieder und genieße das segeln bei gutem wind und schönem wetter. die einfahrt nach sölvesborg dann ohne probleme, im hinteren hafenbecken berge ich die segel und bereite das boot zum anlegen vor, und netterweise nimmt der hafenmeister beim anlegen die leinen an - ich bin erschöpft und froh über den guten abschluss der alleinfahrt. am abend kommen n. und a. an bord, freudiges wiedersehen am bahnhof und beginn des letzten teils der reise.

gegenan

letztes jahr war unser erster segeltag übel erschöpfend. dieses jahr soll es anders sein und ich habe nur einen kurzen törn eingeplant. bei 3 beaufort soll es elf meilen in den nächsten hafen, nach ahus, gehen. südwind ist vorhergesagt, und der wind kommt auch aus dieser richtung. nur die drei beaufort sind etwas zu niedrig angesetzt - es weht mit fünf bis sechs und vor der langgezogenen bucht von sölvesborg hat sich eine hohe und steile welle aufgebaut, gegen die wir unter motor in der fahrrinne bald nicht mehr ankommen. also setzen wir segel - a. und n. bewegen sich schon fast sicher auf dem vorschiff, immerhin ist es der erste tag, und setzen die segel schnell und smooth, sodass wir uns mit kleiner fock und doppelt gerefftem groß gegen die für den wind viel zu hohen wellen mühsam von der küste freikreuzen können.
nach zwei stunden harter arbeit liegen wir endlich ahus an. das boot hat trotz der hohen wellen immerhin noch einen wendewinkel von knapp hundert grad, was mich sehr freut, schließlich sind gute kreuzeigenschaften in solchen situationen auch ein sicherheitsaspekt.
gegen abend nimmt der wind etwas ab, die einfahrt nach ahus deshalb ohne probleme. vor uns segelt eine ganze reihe von optis in den hafen. sie legen am südufer an, das idyllisch mit schilf bewachsen ist, dazwischen liegen ein steg und die slipanlage, wo die kleinen boote auf die slipwagen gelegt und zum bootshaus gezogen werden, das aus groben holzbohlen gebaut ist.
gegenüber, auf der nordseite, ein hoher betonkai, für große frachter, direkt dahinter eine reihe riesiger silos und fabrikanlagen, tierfutterproduktion, und mehrmals fährt ein lkw vorbei, auf dem dick das logo von absolut wodka prangt.
im hinteren teil des hafens dann der gasthafen und der örtliche segelclub. der gasthafen liegt direkt neben einer fabrikhalle, in der um kurz nach acht, während wir vorbei fahren, noch laut gearbeitet wird. deshalb legen wir uns in eine freie box des segelclubs auf der idyllischen hafenseite, und weiter hinten, wir wollen ruhig schlafen, schließlich haben wir für den nächsten tag eine lange überfahrt geplant.

bornholm

weil wir am abend und am morgen niemanden antreffen und das hafengeld nicht einfach beim hafenmeister an die tür hängen wollen, weil der laut schild erst am späten nachmittag kommt, zahlen wir nicht und fahren los, dankbar für die gastfreundschaft. ein anderer segler, der mir die bedienungsanleitung für die windfahnensteuerung kopiert und geschickt hat, und der dafür nicht mal das porto von mir haben wollte, meinte dazu, das ist okay, das kommt irgendwann wieder zurück. kreislaufdenken. gilt auch hier.
im vorhafen setzen wir die segel und laufen vor dem wind durch die fahrrinne, bevor wir dann auf südkurs richtung bornholm gehen. mit halbem wind unter vollzeug kommen wir sehr gut voran und haben gegen mittag schon simrishamn querab, als der wind einschläft. nach einer stunde unter motor kommt wieder etwas wind auf, wir setzen voller hoffnung den blister, aber zehn minuten später ist das wasser wieder spiegelglatt, bewegt nur noch von einer alten, kabbeligen see, deren wind sich seit tagen schon ausgeweht hat. nach dem kalten tag gestern ist es in der sonne richtig heiß. mit zwei leinen basteln wir eine behelfsmäßige einstiegshilfe und gehen schwimmen. die ostsee ist hier tief, so tief, dass das echolot keinen grund mehr misst. also ein sprung in die tiefe, schwimmen im baltischen ozean.
am ende ist nur n. noch im wasser, planscht nahe beim boot, als ich plötzlich was höre, ein schnaufen, und achteraus einen kleinen strudel sehe. ein delphin! denke ich, bin mir aber nicht sicher, rufe n. mit leicht panischem unterton in der stimme zu, dass es vielleicht besser wäre, sie käme an bord. vorher hatten wir noch über unser aller angst vor großen fischen in tiefen gewässern gewitzelt. jetzt ist einer da! n. klettert an bord, und während sie noch ihr rechtes bein im wasser hat, taucht achteraus ein kopf aus dem wasser und schnauft. ein seehund, hier mitten auf dem meer, zwanzig meilen von jedem land entfernt. eine große freude bricht aus über den seltsamen besucher, der offenbar ein echtes interesse an uns entwickelt, sich aber nicht traut, näher zu kommen. bestimmt eine halbe stunde lang beobachtet er uns aus sicherer distanz.
bald kommt wind auf, diesmal aus südwest, amwindkurs, und wir setzen wieder die segel. richtung bornholm sind schon einige schaumkronen zu sehen, also setzen wir die große fock und das groß ins erste reff. was sich als richtige entscheidung erweist. innerhalb von zehn minuten frischt der wind so auf, dass wir erst das großsegel ins zweite reff und dann noch die kleine fock setzen. bei fünf bis sechs beaufort baut sich schnell die zugehörige welle auf und wieder arbeiten wir uns gegenan auf unser ziel zu. schon zwanzig meilen vor dem ziel ist die silhouette der insel zu erkennen, während langsam das südöstliche ende von schweden im dunst verschwindet. vier ermüdende stunden dauert die fahrt, erst gegen ende raumt der wind etwas, und als wir das kap passiert haben, werden auch die wellen weniger. im schatten der insel segeln wir bis kurz vor die hafeneinfahrt und bergen dort bei flachem wasser beide segel.
allinge ist der erste für uns anlaufbare hafen auf der norostseite von bornholm. weil der wetterbericht für den nächsten tag starkwind um sieben beaufort angesagt hat, wollen wir auf die ostseite, um dort geschützt einen tag liegen zu können. der hafen selbst ist bei allen windrichtungen sicher, aber vor allem bei westlichen winden liegt man dort im windschatten der insel und der häuser, die am hafen stehen, sehr ruhig. der innere hafen ist schon voll belegt, trotzdem legen wir uns auf anraten des hafenmeisters nicht ins äußere becken, sondern gehen bei zwei netten schweden längsseits.
nach bornholm wollte ich schon lange mal mit diesem schiff segeln, und jetzt sind wir also hier, alle vier. liegen jetzt, am abend, während der wind durch die wanten pfeift, sicher und ruhig, haben heute, am ruhetag, eine wunderschöne wanderung zur nordspitze der insel gemacht, wo die sturmwellen sich an den zerklüfteten felsen bricht, haben über das mit schaumkronen übersäte wilde meer geblickt und die schnell ziehenden wolken beobachtet, haben vom wohnen in einem der häuser geträumt, die draußen am leuchtturm stehen und sämtlich zu verkaufen sind, und liegen jetzt schon fast im bett und schlafen. morgen wollen wir weiter zur südspitze, um einen guten ausgangspunkt für die nächste große überfahrt zu suchen.

19. Aug. 2011

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