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metall ist elektrisch und sauerei mit der ankerwinde
nachdem ich lange zeit - ja, hallo einbildung - überzeugt war, dass die elektrik an bord überall gut verdrahtet ist, habe ich das endlich mal überprüft. oder besser: habe ich versucht, das zu prüfen. erneut auf das thema gestoßen hat mich ein posting bei attainable adventure cruising, in dem es um den nutzen von zweipoligen schutzschaltern auf alubooten geht.
das hat mich nicht dazu gebracht, jetzt alles umzustellen und zweipolig abzusichern - obwohl das prinzipiell sehr einfach nachgerüstet werden könnte. ausschlaggebend für meine checks an bord war die frage nach einer guten möglichkeit, etwaige ungewollte ströme durch die metallische außenhaut des schiffs festzustellen, um sie dann abstellen zu können. denn wenn das boot unter spannung steht, führt das zu verstärkter elektrolytischer korrosion. und das ist auch für ein stahlboot sehr schlecht.
also hab ich mal gemessen um zu sehen, wie das bei aimé aussieht. idealserweise ist das gesamte 12-volt-netz nur an einer stelle mit dem rumpf verbunden, und das ist die erdung am motor. also hab ich die mal abgeschraubt und dann zwischen rumpf und den batteriepolen gemessen. minus und rumpf war null, plus und rumpf war - spannung. und zwar genau batteriespannung. schlecht. also nacheinander alle kabel vom netz getrennt (und dabei gemessen). das ergab zunächst, dass die leitung über die ankerwinde läuft. die hab ich damals selbst verkabelt. allerdings hab ich nie nachgeschaut, wie das teil innen verkabelt ist. was vermutlich ein fehler war. denn als ich versuche, das gehäuse zu öffnen, zeigt sich, dass es an den beiden haltebolzen festgerostet ist. oder festkorrodiert. aluminiumoxid ist nicht rotbraun wie der typische eisenrost, sondern weiß. sieht zwar nicht so übel aus, ist aber genauso übel.
mit auskratzen und leichten hammerschlägen lässt sich das gehäuse lösen. aber was dann zum vorschein kommt, hätte ich lieber nicht gesehen. innen ist alles heftig korrodiert. im schutzgehäuse liegen dicke weiße brocken. der elektromotor ist auch schon angerostet. wunderbarerweise waren die kabelbefestigungen durch das polfett geschützt, die muttern lassen sich leicht abschrauben. jetzt zeigt sich auch, dass die minusleitung so am motor befestigt ist, dass dadurch gleichzeitig das gehäuse geerdet wird. und es zeigt sich, dass die winde entsprechend falsch montiert ist. durch die bolzen und den ketteneinlauf ist sie leitend mit dem rumpf verbunden. und das soll nicht sein.
ich habe vorher am tag einige roststellen am rumpf lackiert, und wahrscheinlich ist mir das lösungsmittel in der sonne so richtig in den kopf gestiegen. jedenfalls folge ich ohne zu überlegen dem impuls, auch den motor noch abzunehmen, um den mal sauber zu machen. was an sich nicht falsch ist. ich löse also die schrauben. was auch gut geht. und mir freude macht. bis sich aus der winde plötzlich braunes zeug auf den isolierklotz aus teak und von da aus übers deck ergießt. das öl, mit dem die winde gefüllt ist.

es war dringend nötig, das teil aufzumachen. früher oder später hätte das großen ärger und sehr große probleme gegeben. entweder bei einer situation beim ankern oder, noch schlimmer, wenn der rost am schluss das ganze ding unter strom gesetzt und einen kurzschluss provoziert hätte. die winde hat die dicksten leitungen an bord, und die großzügigste sicherung. bis die auslöst fließen hundert ampère.
die ölsauerei hätte trotzdem nicht sein müssen.
jetzt hab ich die isoliereinsätze für die bolzen bestellt und hoffe, dass die bald hier ankommen. bis dahin wird die winde schön gesäubert und gepflegt, und dann ist ein weiterer refit-schritt gemacht.

18. Sep. 2012

bilder von der boenwalze
bevor das gewitter richtig da war, haben wir ein paar bilder von der boenwalze gemacht. und dabei ständig gerätselt, ob das nicht doch einfach nur nebel ist, den der wind von der wasseroberfläche abhebt. prinzipiell haben wir damit vielleicht sogar recht gehabt. nur wieviel wind das ist, der da den dunst abhebt - da lagen wir komplett daneben..

13. Sep. 2012

blitzschutz
Nach der Gewittererfahrung während der Sommerfahrt - Böenwalze mit Sturmstärke, dann mehrere starke Gewitter - hab ich nach Wissen zum Blitzschutz und nach Erfahrungen erster Hand gesucht. Und musste feststellen, dass es im Netz ziemlich viel gibt, aber kaum Genaues, und fast keine Erfahrungsberichte.
Das spricht erstmal dafür, dass die Rede von der geringen statistischen Wahrscheinlichkeit, mit der ein Boot vom Blitz getroffen wird, zumindest nicht falsch ist. Oder trauen sich die Leute nicht, darüber zu schreiben? Denn auf der anderen Seite lagen wir in Wladyslawowo neben einer holländischen Segelyacht, bei der sämtliche Instrumente im Masttop zerstört waren, und der Radarreflektor baumelte nur noch an einer von zwei Halterungen vom Achterstag. Blitzschlag. Der Skipper, ein Alleinsegler, wirkte ein bisschen verstört.
Die gute Nachricht, die ich aus den verschiedenen Forumsdiskussionen rausgelesen habe, ist, dass wir mit Aimé ziemlich gut fahren - im Stahlrumpf ist man vor dem Blitz bestens geschützt. Die Strategie, während des Gewitters unter Deck zu gehen, war also erstmal richtig.
Und auch die Blitzableitung funktioniert auf einem Stahlboot gut. Der Blitz schlägt im Topp oder im oberen Drittel in die Wanten oder Stagen ein, wird dann von den Drähten in den Rumpf geleitet und durch den Rumpf ins Wasser. Weil Mast und Wanten mit dem Rumpf leitend verbunden sind - unsere Püttings sind aus Niro und auf den Rumpf geschweißt - sollte das theoretisch funktionieren. Der Verband der Elektrotechnik (VDE) bestätigt diese Überlegungen in seiner Broschüre zum Blitzschutz auf Yachten.
Damit ist allerdings noch nicht alle Gefahr gebannt. Blitze erzeugen ein so starkes elektromagnetisches Feld, dass die Elektronik trotz guter Ableitung kaputt geht. Sofern sie nicht in einem Metallkoffer geschützt liegt, was an Bord mit den Instrumenten, die in Benutzung sind, leider nicht zu machen ist. Empfohlen wird ein massiver Potenzialausgleich, aber die Leitungsquerschnitte, die vom Blitz nicht zerstört würden, sind etwas zu groß, um wirklich praktikabel zu sein. Zumal wenn es darum geht, das nachträglich zu installieren.

Meine Lösung ist deshalb:

  • Die Steuerung des Autopiloten so einbauen, dass das Boot damit von unten gesteuert werden kann.
  • Backup für die notwendigen Instrumente, das heißt ein Metallkoffer mit Laptop und GPS-Maus, die im schlimmsten Fall auch eine schwierige Ansteuerung ermöglichen. Was vor allem wegen der Seekarten wichtig ist, weil wir inzwischen nur noch die Übersegler auf Papier haben.

Wenn uns also nochmal eine so massive Gewitterfront begegnet, sollte die neue Routine so funktionieren:

A) mit ausreichend Seeraum

  1. Großsegel ins dritte Reff und Sturmfock setzen
  2. beidrehen
  3. unter Deck gehen
  4. Ausguck: AIS-Radar, durch die Fenster und gelegentlich draußen ein Rundumblick

B) in Küstennähe

  1. Großsegel ins dritte Reff und Sturmfock setzen
  2. sobald der Wind sich eingedreht hat, Kurs absetzen und Segel einstellen
  3. unter Deck gehen, Steuerung mit Autopilot (unter Deck bedienbar)
  4. Ausguck: AIS-Radar, durch die Fenster und häufiger draußen ein Rundumblick

Falls im Szenario B ein Blitzschlag die Elektronik zerstört, wird mit der Notpinne in der Achterkabine nach Magnetkompass gesteuert. Damit können wir - wir habens ausprobiert - einen Kurs auf ca. 30 Grad (nach Backbord und Steuerbord) genau halten. Was für die meisten Situationen in Landnähe ausreichend sein sollte.

Es mag ein bisschen hysterisch wirken, und jetzt, so im Sonnenschein zuhause, kommen mir diese Vorkehrungen angesichts der geringen Wahrscheinlichkeit des Blitzschlags fast übertrieben vor. Auf der anderen Seite steht aber die Erinnerung an die Gewitterfahrt und das Bild des zerstörten Masttopps bei der Yacht, die später neben uns lag. Das Boot muss für diese Eventualität gewappnet sein, erst dann ist es wirklich sicher auf See.

11. Sep. 2012

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