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Alleinfahrt - Vorbereitung
Das Gute am segeln ist, dass es keine Termine gibt. Klar, Brückenöffnungszeiten, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Tiden, Wind und Wetterfenster, das alles ordnet die Zeit und (auch) deshalb ist segeln eine Zeitfrage. Trotzdem: Es gibt nichts und niemanden, der sich ärgern muss, wenn Sachen später passieren oder früher, wenn es nicht die Brücke um neun wird sondern die um elf. Und das passiert mir leider oft genug. Bisher dachte ich immer, dass das an meiner Langsamkeit liegt. Daran, dass ich Dinge nicht schnell genug erledige. Dass ich zu spät aufstehe. Dass ich einfach total ineffizient bin. Heute habe ich das mal umgedreht. Und das geht so. Dieses wochenende will ich segeln, sechste Alleinfahrt 2012. Für mich eine kleine Expedition, weil ich lange nicht allein unterwegs war (und noch immer der Autopilot nicht eingebaut ist). Ursprünglich hatte ich große Pläne. Stralsund, Hiddensee, vielleicht sogar rund Rügen. Die realistische Planung ergab dann als Zeitrahmen das verlängerte Wochenende von Freitag bis Sonntag. Vor der Abfahrt wollte ich noch das Rigg umtrimmen, weil das Boot mit dem starken Mastfall viel zu luvgierig ist.
Den Riggtrimm mache ich am vormittag, dachte ich, dann brauche ich noch eine Stunde, um das Boot vorzubereiten - alle Segel anschlagen, alles seefest verstauen - und dann nehme ich die Brücke um eins.
Weil ich inzwischen weiß, dass selbst meine besten Pläne eine Mischung aus Wunschtraum und realistischer Einschätzung des Zeit- und Kraftaufwands sind, war bald klar, dass das so nur unter Stress zu schaffen ist. Und dass ich hektisch losfahren würde. Also umdisponieren. Zeit nehmen für die Vorbereitung. Nicht hektisch starten. Und schon gar nicht stressgeschwächt.
In einem Buch von Bernard Moitessier, erzählt er davon, dass er vor einer längeren Fahrt das Boot sorgfältig und ruhig vorbereitet und dann am Abend aus dem Hafen fährt, um irgendwo in der Nähe vor Anker zu gehen, und am nächsten Morgen ausgeschlafen und ausgeruht zu starten. Das hat mich beim Lesen fasziniert, und auch wenn ein Wochenendtörn quer über den Greifswalder Bodden keine Ozeanpassage ist, gilt doch das gleiche auch hier: Lieber ausgeruht auf die Reise gehen.
Und das bedeutet, sich genug Zeit zu nehmen für die Vorbereitung. Dieses Mal hat das einigermaßen funktioniert. Das Rigg ist neu getrimmt, das Großsegel ist angeschlagen, unter Deck ist außer den Sachen des täglichen Bedarfs - Heizlüfter, Essen, Pullover, etwas Geschirr - alles verstaut. Das Großsegel habe ich testweise einmal ganz hochgezogen, um zu sehen, ob alles passt. Und das war eine gute Idee, weil tatsächlich das erste Reff zu kurz war und am Achterliek zog. Das konnte ich dann noch ändern. Wäre blöd gewesen, das erst unterwegs zu merken.
Daraus ziehe ich auch noch eine zweite Lehre: Vor einer Alleinfahrt muss alles überprüft werden, was neu gemacht wird und nicht schon im Einsatz war. Zum Beispiel ein neu angeschlagenes Großsegel.

Ansonsten freue ich mich auf den Segeltag morgen. Ein bisschen Schiss hab ich auch. Mehr sogar als bei den ersten Fahrten, glaube ich. Da war ich noch unbedarfter, hatte weniger überlegt, was schief gehen könnte. Bei den ersten Fahrten habe ich eine Leine hinterher gezogen, weil meine größte Sorge war, was ich mache, wenn ich über Bord gehe und das Boot mit festgelegtem Ruder am Wind einfach weiterfährt. Inzwischen ist das nicht mehr so problematisch. Ich bewege mich an Bord eher zurückhaltend. Kein riskantes Tänzeln auf der Kante jedenfalls. Nach der Gewitterfahrt im Sommer hab ich eher Schiss vor stark auffrischendem Wind und dass ich dann das Boot allein nicht mehr richtig kontrollieren kann, vor allem beim Segelwechsel. Vorsegelwechsel sind dabei kein Problem, weil das Boot nur mit dem Großsegel stabil zum Wind liegt und ich mit festgelegtem Ruder auf dem Vorschiff in Ruhe arbeiten kann. Nur das Bergen des Segels ist ein bisschen aufregend und bei höheren Wellen problematisch, weil das Boot dann sehr schnell einstoppt und quertreibt, sodass wenig Zeit bleibt, das Boot nach dem Drehen in den Wind geradeaus zu stabilisieren, zum Mast zu laufen, das Fall zu lösen und das Segel auf Deck zu ziehen. Aber je mehr Wind desto kleiner die Vorsegel, deshalb hatte ich da noch nie Probleme.
Schwieriger ist das Reffen des Großsegels in Fahrt, weil das Boot da die ganze Zeit allein auf Am-Wind-Kurs bleiben muss. Mit dem richtigen Trimm macht Aimé das auch sehr gut, und bisher hatte ich noch nie Probleme. Aber ein wenig kritisch fühlt es sich trotzdem an, vor allem bei unregelmäßiger Welle und böigem Wind.
Aber bisher ist alles gut gegangen, und allein unterwegs setze ich sowieso meist erstmal weniger Segelfläche als mit Crew.
Heute abend also Ende der Vorbereitung. Morgen Beginn der Ausfahrt.

26. Oct. 2012

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