Ozeansegeln. Reiseaufzeichnungen

b-log

reiseberichte

boot + crew

partner

rss-feed

kontakt

orkanböen
ein update zu heute früh, als ich in den schneesturm musste: das war südwestwind, vor dem ist der liegeplatz einigermaßen geschützt. jetzt weht der wind aus west und trifft uns ungeschützt. die wellen, die sich auf der kurzen strecke hier aufbauen, tragen schaumkronen, und in den böen fliegt die gischt übers wasser. das sind also schwere sturmböen. es ist nicht nur der wasserstand, es ist der wind, stupid.
beim gang an der hafenmole entlang sind trotzdem nur wenige schäden zu sehen. eine zerrissene persenning, eine bordwand, die an den hartplastikschutzstäben der mole scheuert. und im nachbarhafen weiter hinten hat sich die letzte außer aimé noch hier liegende segelyacht beim niedrigwasser mit dem bug unter dem festen holzsteg verkeilt. seit heute früh steigt mit dem westwind das wasser wieder und drückt den bug hoch. ich will was retten, aber der hafen ist mit stacheldraht gesichert und der hafenmeister geht nicht ans telefon.
ich nehms als reminder und bleibe. wenigstens bis heute abend der scheitelpunkt des hochwassers erreicht ist, oder besser wahrscheinlich gleich bis morgen früh, wenn sich die lage stabilisiert hat. bei 2,50 wasserstandsunterschied muss ich die leinen ab und zu nachstellen, und wenn das wasser bis über den steg steigt auch den kram noch sichern, der da rumliegt. vor allem: großbaum und spibaum von aimé.

bilder


obwohl ich die nacht wegen der aufregung schlecht geschlafen habe ist das ganze doch auch ein faszinierendes ereignis. der unterschied zwischen dem zustand an bord und an land ist dabei wirklich immens. hier pfeift der sturm in den wanten, das boot legt sich auf die seite wie sonst nur unter segeln, am liegeplatz gibt es wellengang wie auf der ostsee bei 3-4 beaufort. man könnte meinen, wir wären in fahrt, wenn nicht ab und zu ein winddreher oder eine starke böe das boot in die leinen rucken ließe. und an land setz ich mich beim lieblingsbäcker an den tisch, trinke in ruhe café, dazu ein croissant, leute gehen aus und ein, kaufen brötchen, und nur die eine oder andere bemerkung übers wetter erinnert an den ausnahmezustand, der hier im hafen und an bord gerade stattfindet. immerhin hat die stadtverwaltung heute sämtliche schulen und kindergärten geschlossen. auch an der universität sind alle veranstaltungen abgesagt und den mitarbeitern bleibt es selbst überlassen, ob sie in die büros und die labore kommen.
mir bleibt nur, die situation hier zu beobachten und regelmäßig die vorhersage zu prüfen. der wind soll im lauf des tages auf nordwest drehen und nochmal an stärke zunehmen. noch haben wir ein wenig reserve. mit dem nordwest sollte der wellengang etwas abnehmen, dafür trifft der wind in einem schrägen winkel aufs boot, hat dann mehr angriffsfläche und entwickelt mehr druck.
bis jetzt hat alles gehalten.

06. Dec. 2013

xaver
Bei durchziehenden Sturmtiefs wird es hier vor Ort am geschützten Liegeplatz meistens nicht so schlimm, wie die gepitchte Sprache des Deutschen Wetterdienstes vermuten ließe (diesmal: schwere Orkanböen). Deshalb wäre ich gestern abend, nachdem ich das Boot nochmal besser vertäut hatte und bei der Sturmgelegenheit einen alten Festmacher endlich ersetzt hatte, nach Hause gefahren. Aber irgendwie blieb ich dann doch hier, beobachtete das Wetter und ließ auch den letzten Zug vorbeifahren.
Und jetzt, nachdem ich mitten in der Nacht nach langem Wachsein endlich aufgestanden bin, um draußen die Leinen zu prüfen, war das jedenfalls die richtige Entscheidung. Dabei ist der Wind (bis jetzt) kein Problem. Ab und zu kommt eine sehr heftige Bö durch und drückt das Boot auf die Seite, aber dafür ist es ja gebaut. Das Problem ist der Wasserstand! Der liegt hier gerade 1,30 Meter unter dem Normalpegel. Deshalb seh ich von Deck aus den Steg von unten, die Leinen, vor allem die Achterleinen, gehen von der Klampe aus steil nach oben. Deshalb konnte ich wohl auch nicht schlafen: So lang konnte ich die Leinen achtern gestern abend gar nicht machen, weil das Boot sonst an die Dalben gestoßen wäre. Als ich also eben um vier Uhr morgens bei heftigem Schneetreiben raus ging, hatte sich das Boot achtern schon ein bisschen in die Leinen gehängt. Nicht schlimm, alles ließ sich schnell und einfach lösen.
Im Lauf des Freitag soll der Wind dann mit anhaltender Stärke auf Nordwest drehen. Für morgen hat das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie deshalb auch eine Sturmflut an der Ostsee angekündigt mit Pegelständen von mehr als einem Meter über Normal. Die Kurve für Greifswald ist grün, gestrichelt liegt in der Zukunft (Vorhersage), durchgezogene Linie ist Messung.

Wasserstandsprognose des Bundesamts für Seeschiffahrt und Hydrographie

Ich bleibe also noch dabei und hoffe nur, dass der Steg nicht komplett überschwemmt wird und ich trockenen Fußes von Bord komme, wenn der Scheitelpunkt erreicht ist..

Nützliche Links zum Wasserstand an der Ostsee:
Pegelkurve Greifswald
BSH-Wasserstandsprognose Mecklenburg-Vorpommern als Kurve
offizielle Wasserstandsvorhersage des BSH

06. Dec. 2013

Dezember
Mo Di Mi Do Fr Sa So
           
6
         
2013
Monat
Dez

neue sendungen

Reisebücher

Herbstsonne
Storm Chaser (wider Willen)
Die Ostsee stirbt
Lesetip
aimé jetzt mit videoüberwachung - galore!



ozeansegeln.de