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Reisebücher
Ich schreibe Bücher über meine Reisen. Meistens sind es klassische Reiseberichte, Bild und Text, von Ländern, Leuten, Landschaften, die wir auf unseren Reisen gesehen und erlebt haben. Mir macht das Aufschreiben Spaß, und die E-Books spülen immerhin ein kleines bisschen Geld in die Bordkasse.
Rezensionsexemplare verschicke ich gerne auf Anfrage.
Herbstsonne
Nach einer anstrengenden Nacht hat sich am Morgen alles wieder beruhigt. Der
Wind weht mit sechs Beaufort und hat etwas südwestlich gedreht, sodass der
Hafen wieder ruhig ist. Der Wetterbericht spricht auch nicht mehr von
'schweren' Schauer- und Gewitterböen, sondern von Schauer- und Gewitterböen
tout court.
Gestern, bei einem langen Spaziergang zur Boddenseite, an einer Pferdekoppel
vorbei, durch einen alten Mischwald und dann ein ganzes Stück am Jasmunder
Bodden entlang, musste ich daran denken, mit welcher Zuversicht ich früher auf
Booten unterwegs war. Starkwind in der Biskaya mit meterhohen Wellen, ich
wurde von den Schiffsbewegungen in der Vorschiffskoje regelmäßig in die Luft
gehoben. Und konnte trotzdem zwischendurch gut schlafen. Das ist jetzt bald
zwanzig Jahre her. Und in diesen zwanzig Jahren habe ich weitere
Segelerfahrung gesammelt, auch Starkdwindsituationen erlebt (allerdings nur
wenig wirklich Extremes), bin seit zehn Jahren mit dem eigenen Boot unterwegs,
das ich inzwischen sehr gut kenne. Trotzdem bin ich ängstlicher geworden.
Einmal im positiven Sinn der Furcht, die vor dem Ablegen zu guter Vorbereitung
beiträgt, damit man nach dem Ablegen sicher sein kann, auf alles vorbereitet
zu sein. Dann aber auch Angst im negativen Sinn, die lähmt, hindert, den Spaß
verdirbt.
Als in der letzten Nacht also die Böen im Rigg heulten und das Boot auf die
Seite drückten habe ich versucht, an diese frühe Zuversicht wieder
heranzukommen. An das Vertrauen ins Boot und alle an Bord, dass alle
anstehenden Situationen gemeistert werden. Dass wir das Boot gut gesichert
haben und dass deshalb in den nächsten Stunden sowieso nichts mehr zu machen
ist außer schlafen. Während ich das so dachte legte sich das Boot nochmal
heftig in die Leinen und mir fiel auf, dass ich auf der luvwärtigen Bank lag.
Also nahm ich Decke und Kissen, zog auf die leewärtige Bank, legte mich
schlafen und jetzt, am nächsten Tag, weht der Wind weiter stark, aber scheint
auch die Sonne durch die Fenster, das Boot liegt nach der kleinen Winddrehung
auf Südwest wieder ruhiger, alles ist gut. Für morgen ist abnehmender Wind
angekündigt, dann segeln wir weiter.
Storm Chaser (wider Willen)
Losgefahren sind wir bei bestem Wetter. Am Horizont der Wettervorhersagen
deutet sich etwas heftigerer Wind schon an. Wir dachten: Das passt, machen wir
doch ein Starkwindtraining.
Bei sehr sonnigem, mildem Wetter segelten wir in Greifswald los, mit drei bis
vier Beaufort aus Südwest durch den Strelasund. Nachdem wir Stralsund passiert
hatten schlief der Wind ein und wir liefen das letzte Stück bis Barhöft unter
Motor. Eine Premiere: Obwohl ich seit vielen, vielen Jahren in dieser Gegend
unterwegs bin und oft an diesem Ort vorbei gefahren bin war ich noch niemals
in Barhöft.
Als wir ankommen ist es schon dunkel. Einige Boote sind im Hafen, viele Plätze
sind aber auch frei. Längsseits an der Mole liegt eine Yacht, um die schon die
Krangurte gewickelt sind. Die Saison ist eigentlich vorbei. Wir legen uns mit
Heckboje an den Steg. Zwei Plätze weiter liegt eine Charteryacht mit
ordentlich Crew, die sich einen Kommentar zu unserer Methode, auf den Steg zu
kommen -- das Freibord von Aimé ist so hoch, dass man vom Bug aus ein kleines
Stück runterspringen muss -- nicht verkneifen können ('gefährlich' usw.). Wir
springen drüber weg.
Eine Seite des Hafens ist Baustelle, hier werden neue Fingerstege ausgelegt,
man versucht den Platz für möglichst viele Boote zu nutzen. Vorgestellt habe
ich mir Barhöft immer als Seenotrettungs- und Lotsenhafen, ein Seehafen en
miniature noch im Boddenbereich, erste und letzte Station für alle, die nach
Westen wollen oder von Westen kommen. Barhöft ist aber natürlich auch:
Urlaubsort, Seglerhafen, und bald eben Marina. Der Preis für die Übernachtung
spricht auch nicht für mein romantisches Bild, wir zahlen für 11 Meter und
zwei Personen 20,5 Euro. Ein stattlicher Preis. Als ich letztes Mal am späten
Abend in der Dunkelheit von See kommend hier ankam bin ich nicht in den Hafen
gefahren, sondern habe geankert. Auch eine gute Option in der Gegend.
Von Barhöft aus segeln wir am nächsten Tag raus auf die Ostsee, an Hiddensee
vorbei, bei gutem Wind. Von der Nordspitze Hiddensees bis zum Kap Arkona
segeln wir mit einer kurzen Unterbrechnung unter Vollzeug und Schmetterling.
Das Wetter ist sonnig und warm. Die Luft ist etwas diesig, über uns zeigen
sich Cirruswolken, die sich nach Westen hin schon verdichten. Das Tief, das in
den nächsten Tagen Starkwind bringen soll, kündigt sich an.
Als kleiner Vorgeschmack frischt bei Kap Arkona der Wind auf gut fünf
Beaufort auf. Das Boot beschleunigt stark, wird extrem nervös und ist kaum
noch auf Kurs zu halten. Wir schiften das Großsegel und bergen mit Mühe die
große Genua. Um nicht zuviel Höhe zu verlieren drehen wir nur unter Großsegel
ins Tromper Wiek. Dann packen wir die Genua zusammen, setzen unsere
Starkwindfock, reffen das Groß und segeln entspannt weiter nach Glowe.
Im Hafen liegen nur Dauerlieger, außer uns sind keine Yachten hier, die
irgendwie unterwegs wären. Alle sind vor den anrückenden Tiefs in die
Boddengewässer gefahren, weiter südlich sind die Häfen nicht ganz so
exponiert, Stralsund etwa, oder noch weiter südlich dann Greifswald, wo der
Wind erstmal eine ganze Weile über Land wehen muss und dadurch gut gebremst
wird.
Aber wir sind ja Storm Chaser, wir suchen den Wind, wollen bei Starkwind aus
West ein wenig im Tromper Wiek, der weitläufigen Bucht südlich von Kap Arkona,
trainieren. In der Bucht ist man vor den hohen Wellen geschützt, die sich
draußen auf der Ostsee bei Starkwind sehr schnell aufbauen. Wir wollen ein
wenig testen, wie sich Aimé bei Starkwind manövrieren lässt, wie das beste
Setup fürs Beidrehen ist, zur Mittagspause dann ankern und sehen, wie gut das
funktioniert. Anfangs, als wir die Fahrt geplant haben, dachte ich sogar, dass
wir testweise ein Stück am Kap vorbei auf die offene See steuern könnten, um
unter echten Seebedingungen bei sieben bis acht Beaufort und zwei bis drei
Meter hohen Wellen das Beidrehen zu testen. Aber das war vor der Abfahrt,
zuhause am Schreibtisch oder auf dem Sofa, da habe ich oft solche Ideen, die
sich später, unterwegs, als zu weitreichend zeigen.
Seit gestern nachmittag liegen wir also in Glowe. An Starkwindtraining denkt
hier niemand mehr. Heute zwischen vier und fünf zog wie angekündigt eine
Wetterfront durch und brachte regen und Windböen bis neun Beaufort. Die
Situation erinnert mich an einen Sturm, den wir im
Hafen der Insel Fedje (Norwegen) abwettern mussten. Vielleicht war es dort
etwas schlimmer. Ich hoffe es jedenfalls. Jedenfalls war es keine besonders
gute Idee, bei Sturmwarnung den zweitnördlichsten seeseitigen Hafen von Rügen
anzulaufen, um von hier aus Starkwindtraining zu machen. Dabei ist der Hafen
von Glowe noch recht gut geschützt. Die Hafeneinfahrt geht zwar nach
Westnordwest, der Hafen ist aber an der westlichen Seite der Tromper Wiek und
deshalb nach Westen durch Landseite geschützt. Trotzdem bauen sich schon bei
diesem geringen Abstand zum Land durch den starken Wind ernstzunehmende Wellen
auf, die jetzt direkt in den Hafen stehen. Etwa 30-50 cm hohe Wellen laufen
unter dem Boot durch. An Bord fühlt sich das so an, wie
wenn man bei schönem Wind auf dem offenen Wasser unterwegs ist. Nur dass wir
hier an vier Leinen hängen und dass der Wind mit 7-9 Beaufort das Boot zum
Teil stark überholen lässt.
Wenn wir also mal Storm Chaser waren, dann sind wir jetzt von Jägern zu
Gejagten geworden. Die Wettervorhersage ist nicht berauschend, allerdings auch
nicht besonders schlimm. Die nächsten 36 Stunden sind weiterhin sechs bis
sieben Beaufort mit schweren Schauer- und Gewitterböen, also Böen mit 8-10
Beaufort, vorhergesagt. Wir haben das Boot mit zusätzlichen Leinen als
Safeguards gesichert, falls eine Vor- oder Achterleine brechen oder
durchscheuern sollte und wir das nicht merken in der Nacht. Es sollte also
doch irgendwie gehen. Nächstes Mal gehen wir dann wieder in einen Hafen, der
besser geschützt ist. In Stralsund weht der Wind 1-2 Beaufort weniger stark.
Das würde hier und jetzt einiges ausmachen. Man merkt das an den kurzen
Pausen, die der Wind macht, und an den Böen, wenn sie durchziehen. In den
Pausen ist es angenehm ruhig und gut erträglich, die Wellen ebben etwas ab,
alles beruhigt sich. Und mit der nächsten Bö legt sich das Boot wieder weit
über, die Leinen fangen an zu knarzen, der Wind pfeift und heult in den
Wanten, die Wellen lassen das Boot arbeiten.
Irgendwie also doch Starkwindtraining -- Schlechtwetter durchstehen im Hafen.
Auch das will allerdings geübt sein, und sei es nur für die Routine, die es
braucht, um sich bei diesen Bedingungen zwischendurch auch mal zu entspannen
oder zu schlafen.
Vom Starkwindtraining sind wir also abgerückt. Wir brauchen erstmal ein paar
Trainingstage bei weniger Wind und stabilem Wetter. Für Sonntag sind abflauende Winde vorhergesagt. Das soll, wenn sich nicht
nochmal was ändert, unser nächster Segeltag werden. Und dann geht es mit
Sicherheit wieder in die geschützteren Boddengewässer.
Die Ostsee stirbt
Vor einigen Jahren, als mir die Sache mit dem Klimawandel in ihrer unausweichlichen Konsequenz deutlich wurde, habe ich einen zynischen Plan gefasst: Wenn es soweit ist, dass das Nordpoleis abgeschmolzen ist, und nur noch kleine Eisschollen im Nordmeer treiben, dann fahre ich mit meinem Boot mit einer Flasche Champagner zum Nordpol und kühle den Champagner mit dem letzten Eis.
Weil das noch eine Weile dauert habe ich jetzt noch ein paar andere Punkte auf die Liste gesetzt. In ein paar Jahren soll es zum Great Barrier Reef vor Australien gehen, das heute schon zu großen Teilen abgestorben ist. Aber ein guter Teil ist auch noch schön und lebendig. Wenn ich dort also vorbeikomme, dann hole ich mir eine tote Koralle aus dem Meer, mahle sie zu Pulver und Staub, und trinke das dann für den Knochenaufbau (Kalzium!).
Weil es aber inzwischen besonders dringend erscheint -- die sogenannten toten Zonen breiten sich Jahr für Jahr weiter aus und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Gewässer kippt -- segeln wir dieses Jahr rund um die Ostsee.
Algen haben wir im August zwischen Rügen und Schweden schon erlebt. Diesmal scheint der Teppich besonders groß zu sein. Die Größe der Algenteppiche und die Größe der Todeszone hängen zusammen. Die Algen entziehen dem Wasser den Sauerstoff, außer den Algen stirbt alles, dann sterben auch die Algen und sinken auf den Boden, es wächst nichts mehr nach. Grund für die besonders heftige Algenblüte dieses Jahr sind die anhaltend hohen Wassertemperaturen und der üblich hohe Eintrag von Nährstoffen, insbesondere durch Düngemittel aus der Landwirtschaft. Düngemittel heißt auch: Kuhscheiße. Was macht das aus der Ostsee?
Ja, ich freue mich trotzdem auf die Reise.
Ein Malstroem aus Algen
"Summer Blooms in the Baltic and Barents"
Lesetip
Wow, Wilfried Erdmann postet auf seiner Webseite Auszüge aus dem Logbuch
seiner ersten Weltumsegelung, und daraus die Fahrt von Kapstadt nach
Helgoland. Danke, Wilfried!
http://wilfried-erdmann.de/segeltoerns/50jahre/50jahre.htm
aimé jetzt mit videoüberwachung - galore!
Länna: Visby -- Hafen
Öland, Spätsommer
Lange hat es gedauert, jetzt ein erster Gruß von unterwegs. Ich liege vor
Öland, in einer Bucht an der Nordspitze der Insel, morgen früh will ich weiter
nach Gotland. Seit zehn Tagen bin ich unterwegs und habe trotz Ruhetagen
inzwischen das Gefühl, dass ich mal irgendwo ankommen muss. Und warum nicht
Gotland? Ein Ostseeklassiker und für mich bisher immer ein mythisches Ziel,
weil meistens unerreichbar. Erst aus Zeitgründen, weil Törns nie länger waren
als zehn Tage, später dann, mit eigenem Boot, als die Reichweite mit den
Jahren größer wurde, führten die Reisen nach Norwegen. Und jetzt liegt sie
also in Reichweite, etwa 45 Seemeilen sind es bis Visby, zur Inselhauptstadt
mit Seehafen, und auch mit dem wenigen Wind, der für morgen angekündigt ist,
sollte das mit einer Tagesreise zu schaffen sein. Ich bin gespannt. Seit der
Überfahrt von Bornholm nach Utklippan war ich nicht mehr auf der offenen
Ostsee. Deshalb habe ich den Tag heute auch vor Anker in der Bucht verbracht
und eine Okklusionsfront mit viel Wind und Schauerböen durchziehen lassen. Für
morgen ist mildes und sonniges Wetter, aber auch wenig Wind angesagt. Ich
stelle mich auf eine ruhige, aber lange Überfahrt ein.
Utklippan
Die richtige Mischung aus Fertig und Los
Als ich beim Boot ankam hätte mir schon klar sein können, dass ich, anders als
gedacht, nicht nach zwei oder drei Tagen, sondern frühestens nach einer Woche
Basteln, Pflegen, Vorbereiten loskommen würde. Weil dieses Mal noch andere,
nicht boots- oder reisebezogene Dinge dazukommen, wird es sogar noch mehr.
Bastelzeit ist aber auch diesmal ziemlich genau eine Woche. Donnerstag bin ich
hier angekommen, heute ist Dienstag, den Tag morgen brauche ich noch für den
Abschluss der Arbeiten, und wenn ich das richtig sehe, dann heißt einen Tag
einplanen etwa zwei Tage Arbeit.
Dabei hatte dieses Mal alles so gut angefangen: Zwei Aufgaben zur
Weiterentwicklung standen auf der Liste: Den AIS-Transponder einbauen und die
Sprayhood wieder montieren (komplett, also Beschläge setzen, Gestänge
montieren, Tuch aufziehen). Zwei bis drei Tage hatte ich dafür eingeplant.
Dazu dann die üblichen Reisevorbereitungen: Einkaufen, Deck waschen,
bewegliche Teile schmieren, Segel anschlagen, Vorschiff unter Deck aufräumen,
Diesel und Wasser checken usw.
Im Hinterkopf hatte ich -- und erst jetzt wird mir klar, dass ich das gleich
hätte einplanen müssen -- die große Motorwartung. Der Motor ist inzwischen
etwas mehr als fünfhundert Stunden gelaufen. Davon etwa 250 Stunden in den
letzten drei, vier Jahren, allein im letzten Jahr wegen der langen Fahrt etwa
150 Stunden. Das spiegelt allerdings nicht ganz sein stolzes Alter von
inzwischen 35 Jahren. Die Wartung war (ist!) also wirklich fällig. Das
Betriebshandbuch listet ein paar Dinge, die alle fünfhundert Stunden zu machen
sind, zusätzlich zu den Punkten, die alle 250 Stunden und alle hundert Stunden
auf der Liste stehen. Also durchaus große Baustelle. Spezial 500 sind
Kontrolle und gegebenenfalls Austausch von Thermostat und Zinkanoden, außerdem
Einstellung der Dieseldüsen. Die Dieselgeschichten kann ich nicht selber
machen, dafür braucht man ein Prüfgerät. Aber Thermostat und Zinkanoden, das
sieht im Handbuch nicht so kompliziert aus.
Nachdem ich gleich am ersten Tag den Großeinkauf für die nächsten Wochen
erledigt hatte, fing ich am Nachmittag mit dem Motor an. Der Deckel des
Thermostats ließ sich leicht lösen, das Thermostat selbst nicht so sehr. Erst
mit der Zange krieg ichs rausgezerrt. Beim Nachlesen im Handbuch dauert es
eine Weile, bis ich den Kühlkreislauf, die Funktion des Thermostats und die
Zustände des Thermostats verstehe. Aber dann wird klar, dass das Thermostat
kaputt ist. Obwohl es kalt ist, ist es offen, es sollte aber geschlossen sein.
Blöd. Andererseits Glück im Unglück. Und gleich doppelt! Einmal hat das dazu
geführt, dass der Motor trotz kaputtem Thermostat gelaufen ist. Nicht optimal,
weil er lange kalt bleibt -- es fließt ständig Kühlwasser durch die
Kühlkanäle, auch wenn der Motor kalt ist und das Thermostat dafür sorgen
sollte, dass das Kühlwasser nicht durch den Motor fließt. Aber damit überhitzt
der Motor nicht. Wäre das Thermostat im geschlossenen Zustand stehen
geblieben, hätten wir Probleme bekommen, möglicherweise in einem ungünstigen
Moment (Hafeneinfahrt, Anlegen usw.). Zweites Glück im Unglück: das offene
Thermostat ließ sich mit der Zange rausziehen. In geschlossenem Zustand gibts
nichts, wo man mit der Zange angreifen könnte.
Nach der Ausbauaktion -- zu der natürlich auch das komplette Entwässern des
Motors gehörte -- rief ich bei diversen Firmen an, um sofort ein neues
Thermostat zu bestellen. Ich wollte ja in zwei Tagen schon los! Leider war
Samstag 14 Uhr. Entweder war niemand da oder man vertröstete mich auf Montag.
Aber Montag bestellen würde langes Warten bedeuten. O Niedergeschlagenheit, da
war sie wieder.
Andererseits hatte diese Aktion gerade einen guten halben Tag gedauert. Der
ursprüngliche Plan war eh im Eimer. Aber anyway: Deckwaschen. Musste ja
gemacht werden. Beim Anschließen des Schlauchs dran gedacht, dass der
Abwasserschlauch in der Pantry ziemlich zugewachsen ist. Vor eineinhalb Jahren
war das schonmal, damals hatte geholfen, den Abfluss mit Druck durchzuspülen.
Mach ich doch mal eben vor dem Deckwaschen. Also Schlauch angeschlossen,
Schlauchende auf den Abfluss gehalten, Abfluss vom zweiten Becken zugehalten,
Wasser Marsch.
Druck reicht nicht aus, weil das Wasser neben dem Schlauch ins Becken drückt.
Klar. Also Lappen suchen, um das Schlauchende wickeln, das dann auf den
Abfluss drücken, zweiter Versuch. Jetzt hält der Druck, auch wenn natürlich
ein bisschen Wasser ins Becken drückt. Ich lasse laufen, bis das Becken voll
ist. Wasser stop. Oh, unterm Waschbecken ist auch Wasser. Wo kommt das denn
her? Oh, das läuft auch die Wand runter. Damn. Und auf dem Bodenbrett steht
eine kleine Lache. Klar, der Abfluss ist echt nicht für hohen Druck gebaut.
Wenn normal Wasser abfließt, ist alles dicht, aber mit der Aktion hab ich
einiges durch die Dichtungen unterm Waschbecken gedrückt. So ein Blödsinn.
Also Aufwischen, sauber machen, trocknen. Dann Pause. Dauer der Aktion: Zwei
Stunden. Deck waschen drei Stunden. Halber Tag vorbei.
Beim Anschlagen des Großsegels entdecke ich, dass eine Klampe am Mast locker
sitzt. Die, die das Großfall hält, oder zumindest zusätzlich zur Klemme noch
sichert. WTF? Ich hole einen Schraubenzieher und demontiere die Klampe. Eins
der zwei Schraubenlöcher ist so korrodiert, dass das Gewinde nicht mehr hält.
Also neues Gewinde schneiden, Schrauben eine Nummer größer. Gewinde schneiden
geht schnell, insgesamt eine Stunde. Kann ich ja noch die anderen Klampen
checken. Oh, die fürs Fockfall bewegt sich auch. Also Schrauben raus. Gewinde
aber in Ordnung. War mit Dichtmasse angesetzt, deshalb keine Korrosion.
Gewinde geschmiert, Schrauben wieder rein, ohne Dichtmasse. Verschlimmbessern
ist eben auch eine Lösung.
Die Liste geht noch weiter. Irgendwann fällt mir die titelgebende Formulierung
ein: Man muss die richtige Mischung zwischen fertig und los
finden. Die erste Klampe war nötig, da war was kaputt. Aber die zweite? Saß
prima, hätte gehalten, unnötiger Aufwand. Und solche Dinge gibt es immer
wieder viele. Statt alles auf Los zu setzen, setze ich auf Fertig, und
vergesse dabei, dass dieser Zustand nie erreicht werden kann. Wenn man ohne
Einschränkung anfängt, am Boot zu arbeiten, dann wird man nicht fertig. Hab
ich selbst nie geglaubt, wenn ich das gelesen hab, als ich noch kein Boot
hatte. Früher bin ich gesegelt, Basteln war nur selten nötig. Allerdings
wünsche ich mir die Tage als Lohnskipper und Segellehrer auch nicht wirklich
zurück. Ist ein ganz anderes Segeln als jetzt.
Was ist aber die richtige Mischung aus Fertig und Los? Ich hab keine Ahnung.
Ich geh den Weg jedes Mal wieder neu. Fange an mit Fertig, und wenn dann zig
Baustellen eröffnet und einige Dinge abgearbeitet sind, dann kommt langsam das
Los. So vom Gefühl her. Dann will ich wirklich los. Und meistens geht es dann
auch bald los. Nur noch dies und das schnell erledigen. Und dann aber
wirklich ...
Reisevorbereitungen
Es hat lange gedauert dieses Jahr und die Reise fängt ein wenig verschoben an.
Erst Anfang August geht es los, Ende September muss ich wieder zurück sein.
Ungefährer Kurs: Nordnordost. Im Moment bin ich dabei, im Netz ein paar
Revierinfos zusammenzutragen. Und habe endlich eine gute Quelle gefunden,
erstaunlicherweise die kostenlose Voransicht eines Bezahlartikels in der
Yacht.
Es scheint nicht so leicht zu sein, gute Revierinfos zum nördlichen Teil der
Ostsee zu finden, zumal auf deutsch.
- Der Revierführer Schweden von Isenberg/Strittmatter hat jeweils ein
Kapitel zu den beiden nördlichen Teilen der Ostsee, es fehlen aber leider konkrete
Hinweise zu guten Ankerplätzen.
- Nicholas Hill hat die Häfen
von seiner Reise 2013 recht gut dokumentiert.
- Das Attraction Book von Visit Bothnian
Bay enthält nautische Infos zu den Häfen im Bottnischen Meerbusen auf der
schwedischen und auf der finnischen Seite (englisch). Keine Hinweise zu
Ankerplätzen, dafür sind auch sehr kleine Anlegemöglichkeiten (Steg an der
Schäre) beschrieben. Die Hafenpläne sind ohne Seekarteninformationen (Tiefe, Anfahrt
etc.), also keine ernstzunehmenden Detailpläne.
to be continued..
Andere Segel- und Revierführer enden meist mit dem Schärengarten von
Stockholm:
- Der Revierführer Ostsee
(DSV-Verlag) endet auf der schwedischen Seite etwas unteralb der Aland-Inseln,
auf der Ostseite der Ostsee knapp über Sankt Petersburg, Bottensee und
Bottenwiek werden also komplett ausgespart. Schade. Bleibt zu hoffen, dass es
dort, wenn ich überhaupt so weit komme, auch entsprechend ruhig ist.
- Das Hafenhandbuch Ostsee (I+II) (DSV-Verlag) endet ungefähr (oder genau)
an der gleichen Linie.
- Der Törnführer Schweden von den Claußens endet ebenfalls mit Arholma,
also ein kleines Stück nördlich von Stockholm.
Das Boot ist ansonsten gut ausgerüstet. Ich habe den AIS-Receiver durch einen
AIS-Transponder ersetzt und dabei auch gemerkt, dass der Antennensplitter
kaputt ist. Damit ist auch die Frage geklärt, warum wir auf der Fahrt nach
Norwegen im letzten Jahr immer so schlechten Empfang hatten (shame on me, dass
ich das nicht früher rausgefunden habe).
Damit sehen wir jetzt nicht nur die Berufsschiffahrt und Yachten mit
Transponder, sondern wir werden auch gesehen.
Ohne Saugen und ohne Spezialgerät Sprit aus dem Kanister in den Tank füllen
Nur weil ich Zeit meines Lebens nach einer solchen Lösung gesucht habe und
selber nie auf diese geniale Idee gekommen bin muss ich das hier posten. Das
Problem kennen alle, die auf einem Boot jemals Sprit aus dem Reservekanister
in den Tank gefüllt haben. Diese Lösungen sind bisher bekannt:
- Ein Trichter wird in den Einfüllstutzen gesteckt, dann wird der
Sprit aus dem Kanister in den Trichter gefüllt. Probleme dabei: Der Kanister
ist zu schwer (zwanzig Liter Diesel wollen erstmal gehoben sein), der
Dieselfluss deshalb kaum kontrollierbar, Trichter läuft über, Kanister
gluckert, in beiden Fällen läufts die Soße aufs Deck oder, schlimmer noch, ins
Wasser.
- Ein Schüttelschlauch läuft vom Kanister in den Tank. Durch Schütteln
wird der Sprit über den höchsten Punkt des Schlauchs gedrückt, danach fließt
es von alleine. Ein geniales System, ich wollte mir immer schon so ein
Teil zulegen. Problem: Hab ich noch nicht gemacht, und wenn das Teil nicht da
ist (kann ja auch mal verloren gehen), dann wird auch nicht geschüttelt.
- Ansaugen: Bevor der Schlauch, durch den der Sprit vom
höherstehenden Kanister in den Tank laufen soll, in den Tank gesteckt wird,
wird der Sprit mit dem Mund über den höchsten Punkt gesaugt. Einfache Lösung,
Problem: Diesel im Mund wenn man das nicht regelmäßig geübt hat.
Alle diese Lösungen sind nicht verkehrt, aber genial finde ich wirklich den
Tip von Charlie Loznak, den ich gerade bei Yacht online gelesen habe:
Das Befüllen eines Außenbordertanks geht selten ohne größere
Schweinerei vonstatten. Mit der Methode "Druckbetankung" ist verschüttetes
Benzin dagegen Vergangenheit. Dazu wird vom Nachfüllkanister zum Tank eine
Schlauchleitung gelegt und die Kanisteröffnung mit einem Lappen oder einem
passenden Stopfen abgedichtet. Bläst man nun durch ein zweites Schlauchstück
in den vollen Kanister, bringt der Überdruck den Kraftstoff über den höchsten
Punkt hinaus zum Fließen. Der Rest läuft nach, bis der Kanister leer ist.
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