Ozeansegeln. Reiseaufzeichnungen

b-log

reiseberichte

boot + crew

partner

rss-feed

kontakt

lebensfeindliche umgebung
die halle ist genau das: eine lebensfeindliche umgebung. sämtliche insekten, die sich durch die fenster rein verirren, fallen nach wenigen minuten tot auf den boden. die, die noch mit letzter lebenskraft rumkrabbeln, sind von staub übersät und haben schon aufgehört zu atmen, weil die giftigen lösungsmittel ihre lungen oder was auch immer sie zum atmen benutzen verätzt haben. und dazwischen ich, der das beobachtet und selbst nur schwer atmen kann.
heute in die kneipe am ende der mole gegangen. das erste bier seit wochen. ein kleines.
den tag über gedacht, dass auf pervertierte weise das passiert, was ich unter anderem auch mal mit dem boot verbunden habe: ich bin allein auf dem boot, zwischendurch kommen freunde und machen mit. nur dass sich das boot eben nicht bewegt, nicht segelt, dass wir keine fernen länder sehen, keine küsten und keine offene see.
mir schwindet zunehmend die lust am basteln, oder besser gesagt: ich hab verdammt nochmal überhaupt keinen bock mehr auf den scheiß. knapp zwölf stunden am tag verbringe ich in dieser dreckigen und lauten halle und komme doch nicht voran. natürlich bin ich auch stolz auf das, was schon gemacht ist - heute sind die bodenbretter für den durchgang nach achtern fertig geworden und ich habe die motorraumverkleidung, die schon fertig war, eingebaut -, und trotzdem kann das alles nicht die tatsache aufwiegen, dass hier an der ostsee bestes segelwetter ist, wie jeden sommer, und ich meine gesamte freie zeit damit zubringe, staub und lösungsmittel zu atmen und am innenausbau rumzupfuschen, der zwar vorankommt, aber einfach nicht fertig wird. immer fehlt hier noch eine leiste, da noch ein kleines brett, muss da ein von früher vorhandenes angepasst werden. der einzige grund, warum ich noch weitermache, ist der, dass ich ja gar keine andere wahl mehr habe, endlich zum segeln zu kommen, wenn ich mich nicht wieder als skipper irgendwo verdingen will, und das will ich nicht mehr.
und außerdem ist das doch ein einzigartiges segelboot, das da in der halle steht und schon genauso sehnsüchtig darauf wartet wie ich, dass es ins wasser kommt.

09. Aug. 2009

rost
heute ein ziemlich verlorener tag. grübelnd zeit vergeudet. auch weils gestern zu lang war. und als ich das bodenbrett in der navigationsecke einbauen wollte, fand ich eine roststelle, und zwar ausgerechnet in einer ecke zwischen spant und längsstringer. mit den minidrahtbürsten und einem kleinen minischleifstein den rost rausgekratzt, zwischendurch dachte ich schon, gleich bin ich durch. war aber nicht so schlimm. blöd ist nur, dass die behandlung der stelle mit farbmischung und trocknungszeiten tagelang dauert und ich solange an der stelle nicht weitermachen kann.
dafür eine gute lösung für die pantry: der schrank, der vom platz her zwingend noch gebaut werden muss - wird nächstes frühjahr gebaut. trotzdem ist der kocher noch nicht da und deshalb geht die arbeit da auch nicht weiter.
gibt aber trotzdem noch genug arbeit ...

neben dem wohnwagen arbeitet ein typ jeden tag bis es dunkel wird (ich hör immer so auf, dass ich noch im hellen kochen kann, also ungefähr eine stunde früher), und heute meinte, er arbeitet so lange, weils ihm spaß macht. tja. mir machts gerade keinen spaß. würde lieber boot fahren.

05. Aug. 2009

ergiebiger regen
ein mäßiger arbeitstag. die schränke im durchgang nach achtern mit leisten versehen, die vier schrankeinlagen gesägt. wollte noch ölen, aber das öl hat sich in gelee verwandelt. war wohl die dose nicht ausreichend dicht. morgen bei der werft lack bestellen.
zwischendurch immer wieder momente, in denen ich fürchte, oder noch schlimmer: denke, dass es dieses jahr wieder nichts wird. alles braucht immer mehr zeit, als ich dafür veranschlage. deshalb wird die arbeit auch noch ewig dauern, denn veranschlage ich für die arbeit am durchgang ins achterschiff drei tage, bin ich mir sicher, es werden vier, veranschlage ich vier, bin ich sicher, es werden fünf. und bin mir dann sicher, dass ich es einfach überhaupt nicht einschätzen kann und deshalb auch nicht einschätzen sollte, sondern mich ranhalten und die sachen fertig machen.
irgendjemand von der werft hatte sperrholzreste - allerdings ziemlich große - neben unserm boot gelagert, und als k. dann im frühjahr das deck und die außenhaut malte, fragten sie ihn, ob das ihr oder unser holz sei. er wusste es nicht und meinte, ich wisse es bestimmt. trotzdem lagerten sie das holz dann unter einer plane, und als ich vor zwei wochen das erste mal hier war, hat mich keiner gefragt. und da mir genau diese sorte holz ausgegangen ist, benutze ich's jetzt einfach. zehn millimeter mahagoni, geschält, guter standard. aber natürlich hab ich ständig ein schlechtes gewissen und warte nur darauf, dass mich irgendjemand fragt, ob das überhaupt unser holz sei. es ist zwar nicht viel, aber auch nicht wenig, ungefähr acht streifen 130 x 40 cm und noch ein paar schmalere streifen. lässt sich für kleinere teile aber gut verwenden, und größere brauch ich nicht mehr. das ist alles moralisch sehr fragwürdig, aber ich vermute, das holz bezahlt der nachbar, eine schicke 13 meter lange yacht, bei der sie gerade das komplette deck neu machen, was ein vermögen kosten muss, weil seit wochen drei bis vier leute je den ganzen tag damit beschäftigt sind und außerdem noch jede menge teak verbauen. zum teil legen die arbeiter irgendwelche brauchbaren reste auf unsere restehaufen, das nehme ich dann mit gutem gewissen.
"ergiebiger regen" sagt der wetterbericht, und es ist ein euphemismus. es regnet seit gestern nacht, ohne pause, und hört nicht auf. der wohnwagen ist an allen stellen undicht und saugt sich langsam voll. von der gebüschseite her kriechen die schnecken außen an den wänden hoch. der wohnwagen. beschreibung meiner behausung, wie in jedem ordentlichen reisebericht. dabei geht es doch um das BOOT.

03. Aug. 2009

das marienkäfer-massaker
heute wieder beim boot angekommen. in den hafen laufen yachten ein, als ich am nachmittag zur werft komme. in der halle haben sie unseren arbeitstisch abgebaut, ich baue ihn wieder auf, das scheint ein spiel zu sein. am nachbarboot wird noch immer heftig am deck gearbeitet, und auch die dritte aktive baustelle hat fortschritte gemacht. diesen sommer macht die werft deutlich mehr holzarbeiten als in den vergangenen jahren. der staub ist übel. als ich letzte woche krank am boot war hat mir das den rest gegeben. ganz gesund bin ich immer noch nicht, mein letzter weisheitszahn ist entzündet, aber ich hoffe, das gibt sich wieder.
das material, das ich bestellt hatte, ist da. batterie, ladegerät und kleinigkeiten. außerdem nochmal fünf platten sperrholz, 5 mm, für die wandverkleidung. zwanzig öcken pro qm, sündhaft teuer, dazu noch tropenholz. dass der hiesige werkstoffgroßhandel, der auch an einzelpersonen verkauft, wasserfest verleimtes sperrholz in der gleichen stärke für nur fünf euro pro qm hat, hab ich dummerweise erst nach der letzten bestellung erfragt. und dachte dann, wie bescheuert wir eigentlich sind. und wie bescheuert auch der werftchef ist, der uns das teure schiffsbausperrholz verkauft. für den innenausbau, und dafür verwenden wir das holz, scheint mir stinknormales wasserfest verleimtes sperrholz völlig ausreichend. der einzige unterschied wird sein, dass die leimung nicht so garantiert langlebig ist wie bei dem von lloyd's zertifizierten zeug. jetzt ists eingebaut und wird uns alle überleben.
morgen gehts weiter. es ist gut, am wochenende anzufangen, dann ist auf der werft nicht so viel los. es ist noch einiges zu tun und vorhin ist mir, mal wieder, das herz in die hose gerutscht, weil heute schon der erste august ist und noch soviel gemacht werden muss. für den schrank im gang nach achtern brauche ich sicher einige tage. aber auf den einbau der elektrik freu ich mich schon. das ist so eine sache, die ans fertigwerden denken lässt. dann wird der strom angeschlossen. dann gehen die lichter und die musik an. wahnsinn. bis dahin: reggae und jazz manouche aus den wohnwagenboxen.

01. Aug. 2009

ostseepiraten
es ist unglaublich: piraten auf der ostsee (bericht auf tagesschau.de). die schwedische schärenküste wäre ein gutes rückzugsgebiet.. jedenfalls ein interessanter fall.
sollte ich mir gedanken machen über mögliche verteidigung?

01. Aug. 2009

August
Mo Di Mi Do Fr Sa So
         
           
2009
Monat
Aug

neue sendungen

Reisebücher

Herbstsonne
Storm Chaser (wider Willen)
Die Ostsee stirbt
Lesetip
aimé jetzt mit videoüberwachung - galore!



ozeansegeln.de