Ozeansegeln. Reiseaufzeichnungen

b-log

reiseberichte

boot + crew

partner

rss-feed

kontakt

VHF hard reset
Vor einigen Jahren, noch während ich mit dem Ausbau von Aimé beschäftigt war, hat mir mein Onkel sein altes UKW-Funkgerät geschenkt. Damals war das sogar noch ein einigermaßen aktuelles Modell. Er hatte Empfangsprobleme und tauschte das Gerät gegen ein neues aus; ich dachte, das funktioniert doch noch, testete die Grundfunktionen und baute es ein. Erst später, als das Boot schon im Wasser lag und wir erste Touren machten, beantragte ich die Frequenzzuteilung von der Bundesnetzagentur. Jede Seefunkstelle, das heißt auch jede Yacht mit einem Funkgerät an Bord, braucht eine Genehmigung zum Funken und ein Rufzeichen, evtl. eine MMSI, beides wird von der Bundesnetzagentur vergeben. Als die Frequenzzuteilung kam, war die Freude groß. Das Funkgerät ist DSC-tauglich, ermöglicht also die Teilnahme am digitalen Funkverkehr (automatische Meldungen, insbes. auch Distress-Meldungen). Dafür braucht man die MMSI, die einfach eine lange Nummer ist. Diese Nummer wird im Funkgerät gespeichert und beim Funken mitgeschickt.
Da nun das Funkgerät vorher auf einem anderen Schiff war, war auch noch die alte MMSI gespeichert. Aus verschiedenen Gründen ist es in der Funkgeräteindustrie Standard, dass die MMSI nur ein einziges Mal eingegeben werden kann und dann für immer gespeichert ist. Um die Nummer zu ändern, muss das Gerät zum Händler. Neben dem Argument, dass diese harte Codierung der MMSI einem versehentlichen Ändern vorbeugt, habe ich in einigen Diskussionen zum Thema noch gelesen, dass damit dem Diebstahl von Funkgeräten begegnet wird, weil die Herkunft eines hartcodierten Geräts zurückverfolgt werden kann.
Beide Argumente finde ich nicht stichhaltig. Aus Versehen gebe ich die MMSI nicht neu ein, und hier können softwareseitig genügend Hürden eingebaut werden, damit z.B. jemand, der sich mit dem Gerät nicht auskennt, aber auch ich selbst daran gehindert werden, mal eben so die MMSI neu einzugeben. Das Diebstahlargument ist schwach, weil kein grab-and-run-Dieb ein festverbautes Funkgerät mal eben so ausbaut. Und organisierte Kriminalität hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Zugriff auf die Tools, die auch die Händler und Hersteller zur Neuprogrammierung nutzen.
Ein drittes Argument ist, dass durch die Hartcodierung dem Missbrauch von MMSI vorgebeugt wird. Schließlich könnte sich, wenn die MMSI leicht neu eingegeben werden könnte, jemand den Spaß erlauben und mit meiner MMSI einen Notruf absetzen, der die Rettungskette in Gang setzt und damit möglicherweise teure Kosten verursacht. Dem wäre entgegenzuhalten, dass Leute ja trotz fest einprogrammierter MMSI ihre hartcodierten Funkgeräte verkaufen. Und das würde Missbrauch genauso ermöglichen. Bisher habe ich allerdings noch keine Berichte über missbräuchliche Verwendung einer fremden MMSI gefunden.
Das Argument funktioniert hier vielleicht sogar anders herum besser. Denn: Angenommen der Fall, ich kaufe eine gebrauchte Funke und stelle dann erst fest, dass ich meine MMSI nicht mehr eingeben kann, weil schon eine gespeichert ist. Dann wäre es für so Manchen naheliegend, die Nummer einfach im Gerät zu lassen, mit dem Argument 'Das brauche ich doch sowieso nicht, den Quatsch.' (sinngemäß so in einem Forum gelesen).

Wie dem auch immer sei, ich wollte mein Gerät - ein Simrad RD68 - nicht ausbauen und zum Händler geben und machte mich im Netz auf die Suche nach Lösungen. Bald stellte sich raus, dass man für die Neuprogrammierung ein Computerprogramm braucht, das nicht einfach zu haben ist (und das nur unter Windows funktioniert). Bei anderen Geräten (z.B. Navman 7100) reicht es, irgenwo im Bedienmenü einen geheimen Code einzugeben, um die MMSI zu entsperren (der geheime Code fürs Navman zirkuliert inzwischen auch im Netz). Leider nicht beim RD68. Irgendwann tauchte in einem Forum aber die Möglichkeit für einen hard reset auf. Irgendjemand schickte mir auf Anfrage die Anleitung, was sehr nett war. Und mit einem Ausflug in die Tiefen der elektronischen Schaltung und detektivischer Sucharbeit auf der Platine des Bedienteils fand ich die beiden Punkte, die über eine Lötbrücke miteinander verbunden werden sollten. Was, abgesehen von einem Moment, in dem ich dachte, jetzt ist das Ding kaputt, weil das Bedienteil den Kontakt zum Gerät nicht mehr kriegte und das Display einfach tot blieb, ganz okay zu machen war. Auch wenn eine Lupe und eine sehr feine Lötspitze bei dieser Arbeit von Vorteil gewesen wäre.
Nach dem Setzen der Lötbrücke war jedenfalls die MMSI entsperrt, und jetzt ist Aimé endlich auch unter der eigenen Nummer erreichbar bzw. sichtbar! An dieser Stelle deshalb shout-outs zum Erfinder von tv-b-gone und den Leuten vom IN-Berlin, wo ich bei einem Workshop das Löten und die rudimentäre Lektüre von Schaltkreisen gelernt habe.

27. Jul. 2014

Juli
Mo Di Mi Do Fr Sa So
 
27
     
2014
Monat
Jul

neue sendungen

Reisebücher

Herbstsonne
Storm Chaser (wider Willen)
Die Ostsee stirbt
Lesetip
aimé jetzt mit videoüberwachung - galore!



ozeansegeln.de