Ozeansegeln. Reiseaufzeichnungen

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fünfte alleinfahrt
heute morgen l. und p. zum zug gebracht. danach geschrieben, das vorige posting. gegen elf (?) dann abgelegt, zur tankstelle gefahren, erstes anlegemanöver alleine, längsseits, das geht, aber kleine erschwernis: rückwärts angelegt, weil für vorwärts kein platz war und die fender schon an steuerbord hingen. 54 liter getankt, nur! meinen berechnungen zufolge hätte der tank ca. 100 liter fassen müssen. irgendwas ist da schief gelaufen. verbraucht der motor wirklich weniger als drei liter? ich kanns mir fast nicht vorstellen. nach dem diesel noch wasser getankt, was gut war - da, wo wir jetzt liegen, gibts kein wasser. nach dem tanken ein kurzes stück unter motor gegen den wind, bis zum hauptfahrwasser. zu diesem zeitpunkt schon eine gewisse erschöpfung. wenig schlaf, dann alle nacheinander zum zug gebracht, jedesmal abschiedsschmerz, das hadern mit dem alleinsegeln oder im hafen bleiben. das alles gemischt mit dem thrill, den das alleinsegeln immer bringt, weil eben alles allein gemacht werden muss. die manöver sind dadurch komplexer oder jedenfalls zeitkritischer, vor allem wegen des fehlenden autopiloten. beim aufschießer steht keiner am ruder, um zu korrigieren, wenn irgendwas klemmt. und überhaupt ist das - das fällt mir beim rausfahren ein - mein erster alleintörn auf der offenen ostsee.
im hauptfahrwasser setze ich erst das groß im ersten reff, dann die große fock. alles funktioniert, das hab ich bei den ersten alleinfahrten auch so gemacht. mit halbem wind segelt das boot mit rauschefahrt aus der bucht von karlskrona. der himmel ist komplett von wolken bedeckt, die luft ist so diesig, dass die kleinen tröpfchen auf allen oberflächen kondensieren. nachdem wir eine entgegenkommende yacht passiert haben, ziehe ich die segelhose an. außerdem die rettungsweste. gestern noch haben wir ausprobiert, ob man allein wieder an bord kommt. tut man nicht. selbst bei stillliegendem boot ist es unmöglich, vom wasser aus die bordkante zu erreichen. nichtmal am heck, an der niedrigsten stelle. das boot hat einfach ein unglaublich hohes freibord. also hänge ich eine leine hinten übers heck, von achterklampe zu achterklampe. dann kann ich mich, sollte ich jemals über bord gehen, wenigstens hochziehen. wobei mir klar ist, dass diese leine eigentlich ein strohhalm ist, ein strohhalm für einen taucher in vierzig metern tiefe. die chance, dass der strohhalm oder die leine was bringen, sind im falle eines falles extrem gering.
nach der durchfahrt zwischen den beiden leuchttürmen zieht sich die diesige luft zu nebel zusammen, kaum sehe ich die fahrwassertonnen. hätte der selbstgebaute plotter sich nicht längst bewährt, heute wäre dieser tag. bald verschwindet die küste im dunst, wir hangeln uns von kardinalzeichen zu kardinalzeichen, bevor dann ein langer schlag zum nächsten kap führt. zwischendurch lichten sich die dunstwolken immer wieder, dann taucht schemenhaft die küste auf, verschwindet dann wieder in den bodenwolken. der wind flaut nach der durchfahrt auch ab, nach einer halben stunde warten ziehe ich das großsegel ganz hoch. weil das noch nicht reicht und die zeit schon so weit fortgeschritten ist, dass wir wenigstens fünf knoten machen sollten, um nicht im dunkeln anzukommen, beschließe ich, die ganz große genua (a.k.a. schwedenfock) zu setzen. die segelarbeit mit dem blister ist mir alleine doch zu riskant. also schlage ich die arbeitsfock ab und die große genua an, zieh sie hoch - und sehe, dass sie im oberen bereich vierzig zentimeter vor dem achterliek einen langen riss hat! damn. hat die sich an der saling geschnitten? was soll das? das tuch ist sehr dünn und das segel hat schon mehrere flicken. jetzt kommt bald noch einer dazu.
also berge ich das große segel wieder und setze die 50er genua. vor dem wind mit wenig welle segelt das boot im schmetterling immerhin etwa fünf knoten. dieser kurs geht auch nur mit dem großen segel, weil die focks zu kurz geschnitten sind, um den wind, der aus dem großsegel nach vorne strömt, aufzufangen. die 50er aber steht prima und das boot verträgt kursschwankungen bis zwanzig grad, ohne dass das segel einfällt oder das groß rumkommt.
zwischendurch ziehen andere segler vorbei, ein zweimaster auf gegenkurs am wind mit vollzeug, ein holländer, der meinen gruß trotz großer entfernung sofort erwidert. später noch ein großsegler, ebenfalls am wind und sämtliche segel gesetzt. wir sind also immerhin nicht allein unterwegs hier. wobei ich dann doch froh bin, dass die begegnungen bei etwas besserer sicht stattfinden.
das kap südöstlich von karlshamn runden wir gegen halb acht. ohne die segelstellung zu ändern drehen wir quasi mit dem wind ums kap. hinterm kap dann frischt der wind auf, das boot kommt in rauschefahrt und mir wird dabei ein bisschen mulmig, weil auf diesem schnellen schmetterlingskurs gar nicht daran zu denken ist, das ruder zu verlassen, um einen blick auf die karte zu werfen. ich lasse das boot noch eine weile laufen, berge dann aber das große vorsegel und ziehe wieder die arbeitsfock hoch. die segelwechsel sind alleine deutlich anstrengender als zu zweit oder zu dritt. aber jedenfalls bestätigt sich, dass aimé nur unter groß mit festgelegtem ruder stabil am wind ist, sodass ich auf dem vorschiff in ruhe arbeiten kann.
der yachthafen direkt in karlshamn liegt quasi am ende des industriehafens. hier ist ein kleines sanitärgebäude und einige liegeplätze (boxen mit schwimmstegen). weiter vorne aber gibt es noch einen schwimmsteg und ich entscheide mich, dort längsseits anzulegen, bevor ich alleine in eine box mit schwimmstegen fahre. am schwimmsteg liegt eine große motoryacht, am kai daneben ein großer zweimaster aus deutschland. als ich schon auf den liegeplatz anfahre, kommt aus dem zweimaster ein typ und meint, dass das ein privatsteg sei. okay. also wieder weg. irgendwie frage ich ihn dann, ob er strom hat, hat er aber nicht, gibts nur in der marina, und irgendwie kommt dann raus, dass er da, wo er liegt, nämlich direkt an der kaimauer, keine hafengebühren zahlt. prima - legen wir uns direkt dahinter. und da liegen wir jetzt, aimé und ich und die ganzen geister von denen, die seit heute morgen abwesend sind, und von denen, die bald kommen, und überhaupt die ganzen tausend gespenster, die gerade mein leben ausmachen, aus dem ich hier dann doch nicht so ganz abwesend bin, wie ichs gerne gehabt hätte. jetzt rentiert sich jedenfalls endlich die investition in die led-lichter unter deck. die batterie ist ausreichend voll, dass wir hier noch drei tage liegen können.
gegenüber erleuchten gelbe scheinwerfer und lampen den kai und die große fabrik, die dahinter liegt. wirklich ein echter industriehafen. das hat schon was, allerding sahen die zum teil bewaldeten, zum teil recht felsigen schären mit ihren buchten auf dem weg hier rein auch nicht schlecht aus. mehr natur eben. ruhe. weitblick. na ja. jetzt bin ich eben ein bisschen her noch in dieser karlsstadt. nach karls krone jetzt karls hafen.

14. Aug. 2011

anlegen unter segeln und ich bin wieder allein, allein
heute morgen p. und l. zum bahnhof gebracht, karlskrona, mal wieder, war für verschiedene an- und abreisen vorgesehen, die dann alle woanders starteten oder ankamen, nur die beiden ungeplanten jetzt heute eben von hier aus. und ich bin damit allein auf dem boot.
will heute auch gleich weg hier, nicht alleine einfach bleiben, sondern mich weiter auf den rückweg machen, außerdem stinkt mir der hafen hier, große straße in der nähe, riesiger parkplatz mit wohnmobilen, mit denen die bootsfahrer sich hier dann die duschen und toiletten teilen. karlskrona selbst nach zwei, drei spaziergängen auch eher uninteressant, müsste man sich evtl. nochmal genauer anschauen, klar, aber der hafen eben: nicht so schön. dazu liegen wir an einem schwimmsteg ohne strom, und ich hab einfach keine lust, jetzt drei tage still zu liegen bis a. und n. ankommen. also auf nach karlshamn heute. was aufregend ist, gleichzeitig auch mühsam: grauer himmel, regnerisch, nur der wind weht aus der richtigen richtung und hoffentlich draußen nicht zu wild. gleich noch tanken und dann: segeln. fünfte alleinfahrt. routiniert ist das trotzdem nicht. hier fehlen zwei, schon jetzt. könnte mich vom gefühl her auch zwei tage in der koje verkriechen und gar nichts machen. allerdings ist hier hinten dran direkt am kai große baustelle und morgen fangen die sicher wieder an. eben auch deshalb weg hier.

anlegen unter segeln vorgestern abend unter segeln an einem kleinen steg angelegt, hat prima geklappt. eine wunderschöne bucht, prima geschützt bei dem starken nordostwind, den wir vorgestern hatten, hinter einer schäreninsel. dort soll wohl ein kleiner hafen entstehen, außer dem steg und einer kleinen ankündigung mit plänen und bildern, wie es mal aussehen könnte, ist dort aber nichts zu sehen. in der felseninsel offensichtlich ein riesiger bunker, der felsen ist sicher vierzig meter hoch und jeweils mehrere hundert meter breit. oben sind zubetonierte stellen zu sehen, sicher einmal öffnungen für die luftzufuhr und für den ausguck, unten befindet sich ein eingang, der mit einer schweren stahltür gesichert ist. die arbeiter lagern im eingangsbereich einiges gerät, die tür ist aber verschlossen. die insel selbst heißt säljö, in der bucht kann man außerdem bei allen winden von südwest bis südost, das heißt außer bei noch südlicheren winden, gut ankern oder sich an den felsen festmachen, die an einigen stellen schon mit ringen ausgestattet sind. dort liegt man sehr idyllisch, dabei keine zwei meilen vom hafen karlskrona entfernt, den man im schlimmsten fall auch nachts noch bei jeder wetter anlaufen könnte.
gestern dann auch unter segeln abgelegt, was bei ablandigem wind kein kunststück war, und dann vom ehrgeiz gepackt unter segeln in den hafen von karlskrona eingelaufen (bzw. nur mit der kleinen fock). die situation etwas schwieriger, weil kein langes stegstück frei war und genau gestoppt werden musste, dazu stand der wind noch leicht ablandig vom schwimmsteg, aber direkt auf den kai, von dem der schwimmsteg weg läuft, sodass wir quasi aus einem u-turn an den steg mussten. der u-turn klappte beim ersten mal gut, die fock fiel, aber das boot hatte zuwenig fahrt und blieb vor dem steg stehen. in dem moment hätte ein kurzer schub mit dem motor genügt und wir wären fest gewesen. und hier fiel dann die falsche entscheidung, es nochmal zu probieren. also segel wieder hoch, etwas fahrt aufgenommen, im engen hafenbecken noch gebangt, ob das boot rechtzeitig dreht, dann gewendet und diesmal mit mehr fahrt und näher an den steg gesteuert. und genau da war ich schon unaufmerksam genug, um den wendekreis der yacht falsch einzuschätzen, setzte den ansteuerungspunkt zu nah an den schwimmsteg, an dem noch ein kleines motorboot lag, vor das wir uns eigentlich legen wollten. also am wendepunkt für den u-turn hart ruder gelegt, und das boot dreht, dreht weiter, und dreht aber nicht schnell genug, sodass wir das motorbootdinghy rammen werden, p., der vorne am bug steht, brüllt, im gleichen moment mach ich den motor an, vollgas zurück, dass eine weiße rauchwolke aus dem auspuff steigt und die gaffer am kai komplett einnebelt, die fock fällt, das boot dreht noch ein stück, fast touchieren wir das dinghy, bleiben dann stehen, das boot dreht langsam zurück, kommt frei und ich nehm das gas weg, wir kreisen nochmal unter motor - ehrenrunde, klar - und legen dann an. gerade nochmal gut gegangen.

ab jetzt also allein. keine experimente beim an- und ablegen. spannend wird karlshamn, das kenne ich nicht. laut hafenhandbuch legt man an schwimmstegen an. ich hoffe, es geht auch irgendwo längsseits. längsseits allein geht eigentlich prima, immer über die vorspring. in eine box einfahren ist dagegen problematisch, weil ich alleine die leinen gar nicht so schnell ziehen kann, zumal man oft auf den steg muss, um das zu machen. aber irgendwie wirds gehen. also los. sonst werde ich gleich sentimental und komme gar nicht weg.

14. Aug. 2011

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