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karlshamn
heute morgen um halb sieben aufgewacht, weil das boot im heftigen schwell unglaublich an den leinen riss und in die fender krachte. der hafen ist nach süden offenbar doch zu offen und schon der mäßige wind macht alles extrem ungemütlich. im yachthafen direkt sieht es auch nicht besser aus, dort liegen die wenigen boote, die da sind, sogar noch quer zur welle in den boxen.
heute morgen deshalb den entschluss gefasst, noch woanders hin zu segeln, am besten in eine kleine bucht. hab mir auch schon eine rausgesucht, um die ecke von solvesborg, die bei südwestlichen winden gut geschützt zu sein scheint. danach dann aber doch noch kurz in die stadt gegangen, um ein paar erledigungen zu machen. karlshamn ist auf den ersten blick so rough wie karlskrona, vor allem der hafen ist noch ein stück rougher, wegen der industrie mit lärm und gestank. innen in der stadt siehts aber nett aus. in der konditorei spricht man kein englisch, was mir ausnahmsweise mal sympathisch ist, und in einer seitenstraße verkauft ein laden "gute pralinen", wie um von vornherein dem verdacht zu begegnen, die pralinen könnten schlecht sein.
im zentrum der stadt dann der platz mit dem rathaus gegenüber der kirche. städtebaulich beherrscht das rathaus den platz, erste konkurrenz ist das einkaufszentrum, ein grauer plattenbau, der von außen eher einem parkhaus ähnelt, was durch den kontrast mit dem historischen rathausgebäude noch verstärkt wird. die kirche hat sich dagegen außer konkurrenz in einen großen park zurückgezogen, der von einer mannshohen mauer umgeben ist, mit toren in jeder der vier himmelsrichtungen. der park selbst ist ein alter friedhof, der aber seit der jahrhundertwende 1900 nicht mehr genutzt wird, die toten dort sind alle zwischen hundertfünfzig und fünfhundert jahren alt. die kirche ist offen und ich trete ein, bin überrascht von der prachtvollen ausstattung. allein vier großformatige gemälde aus dem 17. bis frühen 19. jahrhundert, zwei kreuzigungsszenen, eine auferstehung und eine salbungsszene, das ist das altarbild. im taufbecken, das laut handfaltblatt, das in der kirche ausliegt, von 1519 stammt, ist ein deutschkaiserlicher adler eingraviert mit den worten "gott. sei. mit. uns.", die viermal wiederholt werden. gerne hätte ich das gesehen, aber das becken ist unter einer goldenen glocke versteckt, nur der kupferrand ragt hervor. auch auf diese weise zeigt sich dann europäische geschichte.
ich muss beim verlassen der kirche an meinen kirchenbesuch auf teneriffa denken. dort ging ich vor der überfahrt zur nächsten insel in die kirche, in der kolumbus vor seiner ersten reise nach indien betete.
hier ist es inzwischen fast zu spät geworden, um noch aufzubrechen. allerdings ist die bucht auch nur acht meilen von hier, das schaffe ich sogar mit gegenwind noch vor sonnenuntergang. wenn das boot noch immer so stark arbeitet, muss ich hier jedenfalls weg. ich bin also allein, aber die reise geht doch irgendwie weiter.

15. Aug. 2011

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