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Reisevorbereitungen
Letztes Jahr haben wir mit nur einer einzigen Ausfahrt von insgesamt sechs Stunden einen traurigen Rekord aufgestellt. Ich bin buchstäblich die gesamte Saison nicht gesegelt. Einfach weil ich im Sommer sechs, manchmal sieben Tage pro Woche durchgearbeitet habe. Work harder, work more, war das Motto. Aber nachdem das Projekt jetzt abgeschlossen ist, habe ich wieder auf Segeln umgeschaltet. Und kann deshalb dieses Jahr eine längere Reise machen. Die Vorbereitungen laufen langsam an und ich freue mich darauf, das Boot wieder richtig hochseetauglich und streckentauglich zu machen.
Nachdem wir 2014 in Norwegen gute Erfahrungen gemacht haben und wissen, dass Aimé auch stärkeren Wind und höhere Wellen auf offener See gut meistert, wollen wir dieses Jahr nach Island segeln. Die nautische Literatur habe ich schon besorgt, und eine Route ist auch schon ausbaldowert. Über Norwegen, die Shetland-Inseln und die Faröer soll es in mehreren Hops bis zur Insel der Gletscher und Vulkane gehen. Dort wollen wir dann einige Wochen bleiben, um schließlich über Irland und England oder über Portugal, also mit einem Ausflug nach Süden, wieder zurück zu segeln. Das ist alles sehr aufregend. Drei bis vier Monate haben wir Zeit dafür. Noch nie in meinem Leben war ich so lange mit einem Segelboot unterwegs und habe eine so lange Strecke zurückgelegt. Aber genau dafür haben wir damals das Boot gekauft. Weil ich auf und über den Atlantik wollte. Und jetzt, etwa zehn Jahre später, ist es endlich soweit. Oder: sind alle Beteiligten so weit. Boot, ich, und alle, die dabei sein werden.

Der erste Schritt der Vorbereitung war die Planung der Fertigstellung des Boots. Szenarien erarbeiten, notwendiges Equipment identifizieren, das alle an Bord sicher und zufrieden erhält. Was brauchen wir, wenn wir einige Tage allein auf dem offenen Nordatlantik unterwegs sind? Und was brauchen wir, um auch während der Küstensegelei möglichst unabhängig von Häfen zu sein?
Die Liste war anfangs recht lang. Aber inzwischen sind fast alle Items besorgt und warten auf den Einbau. Bevor es losgeht bekommt Aimé also

  • ein neues Vorsegel: Unsere Arbeitsfock, die 35er, die eigentlich eine kleine Genua ist, ist alt. Fast dreißig Jahre, um genau zu sein. Alle unsere Vorsegel sind fast dreißig Jahre alt. Das neue Vorsegel wird eine hoch geschnittene Genua 3, die wir innerhalb der Wanten schoten können, sodass wir damit auch am Wind gute Ergebnisse erzielen. Mit 32 Quadratmetern wird sie etwas kleiner als die alte 35er, aber das ist sogar gut. Die 35er zieht ab vier Windstärken das Boot stark zur Seite, vor allem auf Kursen am Wind. Aber die kleinere Starkwindfock bringt erst ab fünf Beaufort genug Kraft, und auch nur dann, wenn keine Wellen bremsen. Zwischen vier und sechs Windstärken haben wir also eine Lücke, in der die Besegelung eher unbefriedigend ist. Die neue Genua deckt diesen Bereich besser ab und schließt dichter an die 20er an. Bestellt haben wir das neue Segel bei Sebastian von der Tuchwerkstatt. Nachdem ich aus Kostengründen erst überlegt hatte, das Segel bei Lee Sails in Hong-Kong zu bestellen, war mir der Service und die Sicherheit bei der Zusammenarbeit mit einem lokalen Segelmacher doch wichtiger. Denn auch wenn das Segel nicht vor Ort gebaut wird, war doch der Segelmacher an Bord, hat alles ausgemessen und gute Vorschläge für die richtigen Features gemacht, damit das Segel unsere Anforderungen an ein Offshore-Segel auch erfüllt. Ich bin gespannt.
    Full Disclosure: Die Tuchwerkstatt ist Partner dieses Blogs.)
  • eine Sprayhood: Jahrelang sind wir auf der Ostsee gut ohne Sprayhood gefahren. Die Sommernächte waren lau, die Nächte verbrachten wir fast immer vor Anker oder im Hafen, nur selten unterwegs, und wenn, dann nie mehr als eine Nacht mit einer angemessenen Ruhepause danach. Jetzt wollen wir uns in arktische Regionen wagen, und wir werden voraussichtlich auch längere Passagen zu zweit segeln. Das bedeutet nächtliche Wachen an Deck auch bei ungemütlichem Wetter. Wir müssen möglichst fit bleiben. Wind und Regen von vorne bei niedrigen Temperaturen kühlen jeden Segler schnell aus. Dafür brauchen wir die Sprayhood. Heute habe ich mich mit einem Segelmacher von der Tuchwerkstatt am Boot getroffen, um die Details zu besprechen. Jetzt ist die Haube in der Mache und ich bin sehr gespannt. Seit dem Ende der großen Bauphase vor fünf Jahren ist das eine der größeren Ergänzungen, die wir oft überlegt, aber bisher nicht ausgeführt haben. Es fühlt sich gut an, dass diese Sache jetzt in Arbeit ist. Bisher war alles, was die Segelmacherinnen und Segelmacher der Tuchwerkstatt selbst für uns gebaut haben, beste Qualität und präzise gebaut. Das geflickte Großsegel fahren wir immer noch und die große Persenning vom Mast bis zum Heckspiegel sieht nach zwei Wintern und einem Sommer draußen sehr gut aus und wird noch viele Jahre halten. Obwohl ich also bisher keine guten Erfahrungen mit Yachtwerften gemacht habe, bin ich zuversichtlich, dass die Sprayhood stabil wird und passt.
    Full Disclosure: Die Tuchwerkstatt ist Partner dieses Blogs.)
  • einen Geräteträger: Lange habe ich überlegt, wie der Windgenerator am besten, am einfachsten und am stabilsten montiert werden kann. Kein System erfüllt alle drei Anforderungen. Weil die Bordkasse nicht so üppig gefüllt ist, fällt eine bestellte Anfertigung nach Maß leider aus. Selber schweißen ist natürlich eine Alternative. Leider kann ich (noch) nicht schweißen. Ein Radarmast ließe sich auch ohne Schweißen wohl irgendwie basteln. Gut also, dass ich vor einigen Wochen so eine lange Stange, wie sie für Baugerüste verwendet wird, auf dem Sperrmüll gefunden habe. Die ist gute drei Meter lang, ziemlich massiv und ordentlich verzinkt. Mit ein wenig Farbe ist die sicher auch gegen Salzwasser gut haltbar zu machen. Schließlich ist das ganze Boot aus Stahl. Nur die Befestigung ist nicht so leicht zu machen. Dafür fehlen noch die Stangen, die man bräuchte. Und an der Stange kann man zwar seitlich Antennen festmachen, aber für den Windgenerator müsste ich oben eine kleine Plattform befestigen, und das hieße wieder schweißen. Also sollte ein gebrauchter Geräteträger her. Nur ist einer mit den richtigen Maßen nur schwer zu bekommen. Nach langem Suchen hat sich jetzt aber einer gefunden und ich hole ihn am Wochenende ab. Vom Profi gebaut, aus seewasserbeständigem Aluminium, vorbereitet für die Montage auf der Seereling. Natürlich passt es nicht wie abgemessen. Aber ich hoffe, dass sich das Teil ein paar Zentimeter biegen lässt.. (to be continued).

02. Mar. 2016

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