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kraftakt und staubmaschine
drei tage beim boot. am ersten tag die kabel für die ankerwinde verlegt. 50 qmm mit doppelter neoprenhülle, bestes material, aber eben: dick. und deshalb nicht sehr biegbar. das erste mal auch wieder in der bugkabine gearbeitet, seit die fertig ist. und sieht gut aus. licht schon mit der eingebauten led-lampe. ist ein bisschen schwach, aber zur orientierung im dunkeln reichts. und zum lesen gibts ja die stärkeren leselampen. leider festgestellt, dass das lofrans-relais, das bei der winde dabei war, zu groß und zu sperrig ist für einen sinnvollen einbau im schiebeschrank oder vor dem schott. außerdem ist der eingebaute sicherungsschalter verrostet, was unsicherheiten bedeutet. zumal die winde ja schon abgesichert ist. irgendwann hatte ich mal ein anderes relais gekauft, aber das trägt wohl nur 80 ampère (was rauszufinden war).
dann im salon die fehlenden seitenleisten geschnitten und die querleiste am schott gekürzt und montiert. das stand schon lange an. die fehlenden deckenpaneele zwischen den schränken auf der steuerbordseite geschnitten und montiert, dazu die verstärkung an der schrankvorderseite (zum festhalten, das 8 mm Mahagonisperrholz ist zu dünn dafür). vorgestern dann die restlichen platten der sitzbank an steuerbord eingebaut und die auflagen hochgeschafft. das ist alles schon vor inzwischen vier jahren lackiert worden, und wurde jetzt endlich seiner bestimmung zugeführt - wiedereinbau! leider gingen beim einbau die nötigen schrauben aus, sodass alles erst locker fixiert ist (nur die lehne ist schon fest). aber sitzen kann man schon drauf, und ich muss sagen, es ist, auch ohne polster, ziemlich gemütlich. vorgestern dann unten aufgeräumt. das ganze lackierte und nicht lackierte holz, das unterm rumpf am kiel lag, die nicht verbauten aluwinkel, die farbenküche, die wasserschläuche, eben alles, was sich über die vier jahre um den kiel und unterm boot angelagert hatte, weggeräumt. nur die schwere kiste mit dem anker und der kette war nicht zu bewegen. jetzt sieht das boot endlich wieder ein bisschen aus wie ein boot, wenn auch auf dem trockenen. nicht mehr wie ein magnet, der alles - farben, holz, kabel, schläuche, aluwinkel, werkzeug, lappen, reste - anzieht und um sich versammelt.
gestern dann von sieben bis acht, morgens bis abends, ohne pause das unterwasserschiff mit flex und topfbürste bearbeitet. empfehlung vom werftchef, das so zu machen, als alternative zum sandstrahlen. mit der topfbürste geht die lose farbe ab, und es bleiben die noch haftenden schichten. danach wird alles dreimal mit grundierung überstrichen, als schutz für die ausgedünnten stellen und als zwischengrund, und dann mit antifouling. soweit die theorie. leider blieb an manchen stellen nicht mal die vorhandene grundierung haften und es zeigten sich einige roststellen. interessanterweise vor allem auf der backbordseite. dort ging vor allem im mittleren bereich der wasserlinie großflächig die farbe ab, darunter saß rostansatz. vom rost her aber alles nicht so schlimm. ein bisschen tiefer war der rostfraß am kiel, auch da interessanterweise vor allem auf der backbordseite. ob das boot häufig mit dieser seite in der sonne lag? oder ob die voreigner die verantwortung fürs unterwasserschiff seitenweise verteilt hatten, und die backbordseite einfach schlechter gepflegt wurde?
die arbeit jedenfalls kein spaß. auch der ganzkörperschutzanzug lässt vor allem teile des gesichts frei, dazu schloss die brille nicht richtig, und die haut im gesicht lässt sich kaum schützen. das heißt: staub fressen, und zwar auch noch giftzeug, antifouling. ist sicher hochgradig karzinogen und ich hab gestern trotz aller schutzmaßnahmen wenigstens ein lebensjahr investiert. außerdem sind mir die arme fast abgestorben, sieben stunden die flex über kopf halten und auch noch dosiert drücken, damit die farbe abgeht, die drahtbürste aber nicht die gesunde farbe abschleift. die flex macht vibriert außerdem mit hoher frequenz, und es fühlt sich so an, als würden die nerven in den händen sich anpassen, ein bisschen wie eingeschlafen. nach dem bürsten dann die stellen mit der farbentferner scheibe sauber geschliffen. eigentlich wollte ich die wasserlinie komplett rundrum sauber machen und neu grundieren. hab dann aber doch nur die stellen gemacht, die die bürste freigelegt hatte (das aber großflächig). alles andere wäre unsinn gewesen, weil sich auch am rumpf und vor allem am kiel vereinzelt stellen gezeigt haben - an backbord sogar zum teil flächig -, die im selben zustand waren wie die wasserlinie an backbord. also hätte man entweder alles machen müssen, sandstrahlen, oder eben so. und vorübergehend ist das so völlig in ordnung. in absehbarer zeit muss dann mal gestrahlt und neu aufgebaut werden, aber für die nächsten fünf jahre reicht es so.
das ist mir auch nochmal klar geworden: wenn man ein gebrauchtes boot kauft, und gerade ein stahlboot, sollte man auf das alter der farbschichten achten. zweikomponenten-yachtfarbe hält, wenn sei gepflegt wurde, also stellen ausgebessert wurden, und von anfang an korrekt aufgebaut war, 25 jahre. danach ist einfach ein austausch dran. vielleicht fünf bis zehn jahre mehr, wenn ab und zu komplett frisch grundiert wurde. und vielleicht noch länger, wenn regelmäßig neuer schutzanstrich drauf kam. wie in der berufsschiffahrt. die fischer, die im sommer auf der werft liegen, machen das so: boot raus, saubermachen, lose farbe ab, frischer schutzanstrich und antifouling. und das hält dann, bis die boote verschrottet werden oder absaufen.
hätte auch nicht gedacht, dass nochmal so eine gewaltige dreckaktion kommt, obwohl natürlich klar war, dass das kommen muss, aber das Unterwasserschiff stand eben immer ganz am schluss. und weil der bisher nie so richtig abzusehen war, blieb das immer nur theorie. jetzt ist damit jedenfalls die letzte ekelarbeit erledigt. nach dem bürsten und schleifen dann mit dem staubsauger schön den boden und das boot abgesaugt. die geschliffenen stellen mit dem lappen sauber gewischt. und dann - das ist bei diesen sachen immer der beste moment - gestrichen. man denkt immer, streichen sei arbeit, dabei stimmt das gar nicht. die arbeit ist die vorbereitung der zu streichenden stellen. neben unserm boot steht zur zeit ein kleiner jollenkreuzer. der eigner hat ihn vor zwei wochen schön alpinweiß gestrichen (damit er in der sonne richtig glänzt), der rumpf ist völlig entkernt und die fenster sind draußen. ich hab mich einmal kurz mit ihm unterhalten, und er meinte nur, dass er das jetzt schnell fertig machen muss, "die see ruft". jetzt ist das ja ein kleines boot, da geht alles schneller, aber so schnell vielleicht auch nicht. jedenfalls ist seitdem alles unverändert und der mensch hat es richtig gemacht und segelt mit einem anderen boot. dem werftchef hatte ich gesagt, dass ich dieses wochenende schleife, und er meinte, ich solle eine plane über den frischweißen jollenkreuzer legen. hab ich auch gemacht, aber nur über die hälfte, weil ich dachte, so weit springt die abgebürstete farbe nicht. dann schön gebürstet und geschliffen. als ich dann kurz an deck war, um auf die uhr zu schauen, war das von oben ein schönes bild: die seite, über die ich die plane nicht mehr gezogen hatte, war voll mit lauter schwarzen punkten und einem dunklen staubschleier. ein schönes bild. also noch eine halbe stunde das boot vom nachbar wieder saubergemacht. schlechte farbe, reinweiß.

das boot wird also langsam, aber sicher fertig. ende juli muss es aus der halle, weil die werft eine kleine ausstellung macht. und das schaffen wir. wenn nur die werft diesmal die in auftrag gegebenen arbeiten entsprechend erledigt. es ist fünf jahre her, dass wir das boot geholt haben. und inzwischen ist mir klar, dass es kaum sinn macht, ein boot zu kaufen, an dem noch so viel zu machen ist. aber damals war mir das ausmaß der arbeiten nicht klar, und von anfang an haben wir das auch nicht beschränkt, sondern alles komplett rausgerissen, neue isolierung reingeklebt usw. und sind einiges falsch angegangen, was wir erst später gelernt haben. aber jetzt fehlen nur noch ein paar holzteile im salon, die elektrik für den motor, die lenzpumpe und das versiegeln des ballasts, dann ist das boot bereit fürs draußen. dann kommt sie endlich ins wasser, kriegt wieder einen mast und segel. dann sind die hallenjahre vorbei und es bricht eine neue zeit an, dann beginnt wieder das segeln!

29. Jun. 2010

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