Ozeansegeln. Reiseaufzeichnungen

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7,15 to
heute die dritte alleinfahrt. vom liegeplatz zur werft. eine halbe seemeile. das wetter bedeckt, diesig, feucht, spätherbstlicher warmfrontausläufer ohne regen, trotzdem trocknet das deck den ganzen tag nicht, dafür wärmer als die letzten tage. um neun zum boot, nochmal herzschmerz bei der ganz konkreten vorstellung, dass das segeln für dieses jahr vorbei ist und der winter kommt. und außerdem wieder: arbeit (am boot). nicht nur sind sachen noch nachzuholen, es sind auch ein paar neue dazu gekommen.
bei seitenwind abgelegt, ohne ärger aus der box gerutscht, nachdem ich kurz muffensausen hatte, weil ja, wenn man alleine ablegt, niemand den bug mit der vorleine führen kann. deshalb in zwei schritten das boot nach hinten verholt, soweit es ging. komisch, nicht in richtung ostsee zu fahren, diesmal: andere richtung. rückwärts in die krangasse gefahren, weil südwestwind. zum ersten mal alleine längsseits angelegt. was okay war, weil der steg gut gefendert ist und bei ablandigem wind nicht das touchieren probleme macht, sondern das abtreiben, sodass man sich mit dem legen der spring beeilen muss.
dem riggspezialisten das rigg gezeigt. einige sachen geklärt. beim mastlegen dann probleme: die wantenspanner an beiden oberwanten sind festgefressen. kriechöl hilft nichts. mit grenzwertiger biegung des masts mit hilfe des mastenkrans und mit stößel und hammer kommen die bolzen raus. aber die spanner sind fest. die riggtypen schütteln den kopf und meinen, dass man sowieso nicht edelstahl und edelstahl kombiniert, sondern bronze nimmt, und dass man, wenn man es trotzdem tut, die wantenspanner beim reindrehen fettet - was die leute bei rammin in ihrer eile wohl vergessen haben.
jedenfall sitzen zwei der großen wantenspanner fest und es gibt den ersten garantiefall. der riggmeister meinte auch, dass die salingsbeschläge auf jeden fall genietet werden müssen, weil sie sonst überhaupt nicht festsitzen. sagts und demonstriert es direkt. als ich bei rammin den typen fragte, ob die beiden bolzen, mit denen die beschläge an den mast geschraubt sind, reichen, meinte der: klar, reicht. und hat am ammersee wahrscheinlich auch immer gereicht, aber jetzt segeln wir auf der ostsee und wollen noch weiter in reviere, wo der wind anders weht und die wellen das rigg richtig drücken können. also nieten. außerdem müssen sämtliche edelstahlbeschläge am mast vom aluprofil isoliert werden.
großer fehler von rammin - und daran war der chef beteiligt - auch: die edelstahlplatte unterm mast. es ist unglaublich, aber deutlich sichtbar: die untere kante vom mast, also die stelle, mit der er auf der edelstahlplatte stand, ist korrodiert. vorher lag im mastfuß eine aluplatte. ich hab gefragt, der schlosser hat sich gewundert, aber der chef meinte: edelstahl. jetzt kann man aus dieser geschichte verschiedenes schließen, und neben dem blackout des chefs gehört dazu meine bescheuerte gläubigkeit. in zukunft heißt die wichtigste regel: das aluprofil muss vor elektrolyse geschützt werden.

ansonsten: steht aimé wieder an land. an den kommenden wochenenden wird der mast bearbeitet, das boot eingewintert. dann können die pläne reifen.
ich hatte mich die ganze zeit immer gefragt, wie schwer das boot ist. beim segeln kam es mir immer sehr leicht vor. und tatsächlich ist es auch sehr leicht: 7,14 tonnen.

28. Oct. 2010

zweite alleinfahrt, tagestörns
vor fast zwei wochen die zweite alleinfahrt. mit der letzten brückenöffnung raus und in der bucht bei der hafeneinfahrt vor anker gegangen. wunderschöner vollmond. sterne. als ich mich hinlegen will, merke ich, dass ich den schlafsack vergessen habe. damn. ich will aber bei dunkelheit nicht den anker lichten, obwohl der mond hell scheint. es würde ja auch nichts bringen, die brücke bleibt ja zu. also ziehe ich alles an, was ich habe, wickel mich in die dünne fleecedecke, die noch an bord ist, und decke mich mit zwei segelsäcken zu. wache nachts mehrmals auf, friere, und bin froh, als es hell wird. der heiße café wärmt mich, und die aufgehende sonne auch.
vor anker setze ich das großsegel, dann geht der anker auf, wir segeln zurück zum fahrwasser und das fahrwasser entlang nach draußen. mittags ankern vor lubmin, das manöver komplett unter segeln, was einfacher geht als erwartet. aufschießer, segel bergen, anker ab. inzwischen habe ich fast etwas routine entwickelt im umgang mit den segeln. und zum leichteren bergen des vorsegels habe ich diesmal vier bändsel an der reling befestigt, an deren losem ende ein kleiner karabinerhaken hängt, sodass ich das segel schneller an die reling binden kann.
am vergangenen wochenende zwei tage mit p. unterwegs, einmal nach rügen und zurück. spaziergang durch eine wunderschöne hügellandschaft, zum teil bewaldet, zum teil gras mit mehreren herden weidender schafe, zum teil gepflügter acker mit braunen, trockenen erdbrocken. eine stürmische überfahrt mit fünf bis sechs beaufort aus südost. zum ersten mal die sturmfock gesetzt, weil die böen zum teil heftig waren und ich das rigg nicht zu sehr belasten will. aimé segelt trotzdem mit sechs knoten übers wasser. in rügen laufen wir gagern an, der zweitsüdöstlichste hafen dort. obwohl das hafenbecken riesig ist bergen wir die segel schon davor, weil ich den hafen ja nicht kenne. reinsegeln wäre aber kein problem. im revierhandbuch von 1993 wird der hafen als verschlafen beschrieben, inzwischen ist dort aber einiges renoviert, an den stegen auf der westseite und am nördlichen schwimmsteg hat man mooring-bojen verlegt, was ich von der ostsee bisher gar nicht kenne. wir legen uns trotzdem in eine box auf der ostseite, neben ein anderes feltzboot! das design ist unverkennbar. auch ein flushdeck, die fenster als rumpfausschnitte an der seite, toppgetakeltes rigg und natürlich die linien. sehr schön. der eigner segelt das boot seit 1976. ich hätte es gerne gesehen, aber leider werden wir nicht eingeladen und wir haben nichts an bord, was eine einladung rechtfertigen könnte - keine drinks, nicht mal was zu essen.
am nächsten morgen das ablegemanöver komplett ohne motor. bei ablandigem wind ziehen wir uns an den leinen aus der box und hängen uns mit einer langen leine an den dalben. das geht erst gut, als wir die leine wirklich lang machen, weil das boot trotz des windschattens durch hohe bäume an der leine schwojt. setzen dann das groß, und damit wird das boot erst recht instabil, dreht sich etwas quer zum wind, nimmt etwas fahrt auf und wir lösen gerade so rechtzeitig die vorleine, dass das manöver elegant und nicht chaotisch wird. wieder was gelernt. die überfahrt diesmal noch etwas heftiger als die hinfahrt, was aber auch angekündigt war. "in diesen vorhersagegebieten ist in den folgenden zwölf stunden mit starkwind oder sturm zu rechnen: [...] boddengewässer ost [...]" (dwd). also bei sechs bis sieben beaufort mit doppelt gerefftem groß und sturmfock zurück, was auch gut funktioniert. es war gut, das boot bei soviel wind zu zweit zu segeln. weil noch zeit ist bis zur nächsten brückenöffnung, ankern wir vor der hafeneinfahrt neben der fahrrinne. der wind drückt noch immer mit sechs bis sieben bft., und der anker hält erst, nachdem er eine weile über den grund gerutscht ist, obwohl wir bei vier metern wassertiefe zwanzig meter kette geben. das zeigt, dass die fünfzehn kilo, die wir da haben, definitiv zu klein sind für das boot. wir brauchen einen besseren anker.
ansonsten heute noch einen nachmittagstörn gemacht, mit p. und j. weniger wind als am wochenende. deshalb wollen wir bei der rückfahrt unter segeln durch die brücke gehen. aber in der abdeckung im hafen ist der wind so wenig, dass wir doch den motor kurz anmachen müssen, weil wir angst haben, dass sie die brücke sonst wieder zu machen, bevor wir durch sind, und es ist die letzte öffnung an diesem tag. dann segeln bis zum liegeplatz, anlegen in die box auch unter segeln. wir bergen erst in einem windloch das groß, die fock fällt vor dem eindrehen, mit der restfahrt gleiten wir bis zwischen die dalben und ziehen uns dann in die box.
es ist seltsam, einen nachmittag lang raus zu segeln. bisher bin ich mit yachten immer nur mehrtägige törns gesegelt, wenigstens eine woche. und auf einmal kann man mit einer tasche an bord gehen, die segel anschlagen, losfahren, zurückkommen, segel abschlagen, boot abschließen, nach hause gehen, alles an einem tag.

05. Oct. 2010

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