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nach zehn tagen wieder beim boot. mit freude festgestellt, dass die stopfbuchse nach dem großzügigen fetten dicht geblieben ist. auch sonst sah alles gut aus. vom regen sauber gewaschenes deck, bändsel und bürste, die ich im cockpit gelassen hatte, zum trocknen, alle noch da. der schreck kam dann erst, als ich die backbordachterleine im wasser hängen sah. der knoten hatte sich gelöst. vorne an der mauer sind deutlich üble kratzspuren zu sehen. bei nordwest schiebt der wind das boot zur mole, und das ist wohl ausgiebig passiert. der vorderste punkt ist der anker. der anker selbst sieht okay aus, es sind keine spuren zu sehen. der ankerbeschlag ist auch in ordnung, ist aber auch so massiv und am rumpf festgeschweißt, dass da nichts passieren kann. allerdings ist die ankerkufe, die flunke so lang, dass die spitze unten an den rumpf stößt, wenn der anker druck von vorne kriegt. also lackschäden. unangenehm, weil viele schichten gemalert werden müssen, aber es gibt noch einige andere stellen, gemalert werden muss also sowieso noch./pp das übelste an der geschichte: vor meiner abreise hab ich noch gesehen, dass der palstek nicht so fest sitzt, wie er sollte. dachte aber, das hält schon - fehleinschätzung. verrückt ist, dass es wieder mal der anker ist, der andere schäden, z.b. am bugkorb, verhindert. der einzige unfall, den ich je selbst verschuldet habe, beim anlegen in eine box bei seitenwind, ist auch wegen des ankers ohne schäden abgegangen. ich hoffe, der anker erfüllt auch die funktion, für die er eigentlich gedacht ist, und hält das boot bei jedem wind und wetter.

24. Sep. 2010

mastbiegung ist gut - aber bitte nicht in die falsche richtung!
schon nach dem stellen des masts wars deutlich sichtbar: er biegt sich, wie sich ein toppgetakelter mast eben biegt (nur wenig), aber in die falsche richtung. d.h. das topp wandert nach vorne, die mitte nach hinten. der rigger bei der werft meinte nur, das sei nicht gut, aber der mast hätte diese vorbiegung schon gehabt. qualifizierter kommentar seines kollegen: der hat sich krumm gelegen, den kannste wegschmeißen.
unterwegs hatte ich die vorderen unterwanten und das achterstag etwas dichter gesetzt, damit ging ein bisschen der biegung raus, aber mit wind und welle und gesetzten segeln arbeitete der mast stark in längsrichtung, zog es das topp bei jeder welle stark nach vorne, was zum teil ziemlich unheimlich aussah.
in den trimmanleitungen, die ich bisher gefunden habe, steht leider nichts über die möglichen gründe für diese falsche biegung, sondern nur, dass der mast immer einen minimalen bauch nach vorne haben soll. meine vermutung war, dass es an der verstagung liegt, und nicht an einem kaputten aluprofil.
also heute sämtliche wanten und stagen entspannt - der mast ist gerade. vor dem entspannen noch gemessen, ob er quer zum schiff grade steht, weil ich schon beim dänemark-schweden-törn das gefühl hatte, dass er ein bisschen schief auf dem deck steht. was die messung leider bestätigte. an backbord war der abstand vom topp zum anschlagspunkt der oberwant sieben zentimeter kürzer als an steuerbord. das üble ist, dass an backbord ober und mittelwant auch kürzer sind als an steuerbord und deshalb der wantenspanner sehr weit aufgedreht ist, sodass hier kaum noch justiert werden kann. wahrscheinlich müssen längere toggles her. deshalb also kein beinbruch, aber zeichen für zu hastige arbeit der werft.
nach dem entspannen dann das vorstag etwas verlängert (wantenspanner aufgemacht), um etwas mehr mastfall zu geben. dann die oberwanten wieder dichtgesetzt, und schon das bisschen mastfall hat was gebracht, die biegung ist weniger als vorher. dann die vorderen unterwanten angezogen, was eine positive (richtige) biegung ergab. das ansetzen der mittelwanten zog den mast dann im oberen bereich wieder gerade, was aber an der komischen konstruktion mit zwei mittelwanten liegt, wobei ein paar mittelwanten durch das untere salingspaar läuft, das andere von weiter achtern direkt zum anschlagspunkt am mast. jetzt sitzen die 'vorderen' mittelwanten aber so, dass sie den mast am anschlagspunkt etwas nach achtern ziehen, weil sie weiter vorne als mittig am mast angeschlagen sind. das ist aber schlecht, weil sie ja auch durch die saling laufen, und dort mittig platziert sind.
sinnvoll erscheint mir gerade, die achteren mittelwanten wegzulassen und ein paar mittelwanten mittig am mast zu platzieren, das ist ja auch der standard bei toppgetakelten slups mit zwei 90 grad gewinkelten salingspaaren. das hätten wir uns eigentlich von anfang an besser anschauen sollen. egal. geschenkt. oder man lässt diese achteren mittelwanten ziemlich lose, analog zu den achteren unterwanten, und riggt noch ein inneres vorstag, beschläge dafür sind ja schon da. aber es wird auch ohne inneres vorstag gehen, wenn die ober- und mittelwanten richtig angeschlagen werden.

zwei links zu guten trimmanleitungen, dies kostenlos im netz gibt:
gotthardt-technik.de
seldèn

denn wenn das rigg endlich richtig eingestellt ist, ist das boot seetüchtig und eigentlich ziemlich unverwüstlich.

09. Sep. 2010

allein unterwegs
nach einem wochenende segeln zu mehreren gestern das erste mal allein mit dem boot unterwegs. wettervorhersage bestes testwetter: ostwetterlage, wind aus nordost, drei beaufort, zunehmend vier, sonne. mit der routine vom wochenende morgens los, segel gesetzt bei windstille, kurz darauf kommt der wind, nimmt zu auf die angekündigten drei bft., großer schlag quer über die bucht, drei stunden am wind. aimé segelt am wind ohne welle so stabil, dass ich das ruder festlegen kann, um unter deck zu navigieren, im cockpit in der sonne zu sitzen, das boot von ganz vorn am bug zu beobachten, wie es alleine segelt, was verrückt aussieht. jetzt kann ich die phantasie von einem gespenstischen, gutgesinnten steuermann verstehen, die in der einhandseglerliteratur seit ihrem urknall, dem reisebericht von joshua slocum, regelmäßig zu finden sind. physikalisch erklärbar (bei aimé: ein gemäßigter lateralplan, dadurch kurstreuer als extreme kurzkieler, richtig getrimmte segel - gestern das groß im ersten reff und die fock 1 - und richtige ruderstellung, dazu einigermaßen konstanter wind), und trotzdem: ein seltsames gefühl.
eigentlich wollte ich in einer bucht an der südküste von rügen ankern, aber dann dauerte die hinfahrt doch länger als berechnet, weil der wind erst mit der zeit kam und wir noch kreuzen mussten (auch das seltsam: wir, obwohl ich alleine war); deshalb nur ein kurzer schlag durch die bucht, die bei wind aus nordwest bis südost traumhaft ist zum ankern, später dann eine halbe stunde mittagspause, beigedreht. am nachmittag mit auffrischendem wind auf raumwindkurs zurück. das boot segelt stabil, ich liege auf der cockpitbank halb dösend in der sonne, andere boote nur in der ferne, fast am horizont. später passieren wir ein boot, das offensichtlich manöver übt. der wind hat aufgefrischt auf vier beaufort und ich bin froh, dass ich das großsegel gerefft gelassen habe. die große fock ist für den wind auf dem kurs optimal und zieht das boot mit sechseinhalb knoten durchs wasser. aber nach der huk müssen wir luven und durchs enge fahrwasser, also entscheide ich mich, das vorsegel zu tauschen. auch als manövertraining. auf solche wetter- und windbedingungen werde ich lange warten müssen. im kopf gehe ich das manöver durch. soviele dinge zum ersten mal. dabei geht es genauso, wie wenn man das manöver zu zweit macht. nur dass keiner da ist, um das fall zu lösen und das boot zu steuern, während ich das segel an die reling binde. deshalb: segel runter, festmachen, dann das boot nur mit groß stabilisieren, damit ich dann in ruhe das vorsegel wegpacken und die kleine fock anschlagen kann. der aufschießer klappt gut, aimé lässt sich auch hier stabilisieren, es braucht allerdings zwanzig sekunden zeit, was die zeit zum bergen des segels verkürzt. dann das fall gelöst, segel aufs deck ziehen, dann steht das boot, drückt der wind den bug weg, bevor ich das segel festgebändselt habe. das segel loslassen, um das boot mit dem groß zu stabilisieren, geht nicht, weils sonst ins wasser weht. also festbändseln, während das boot quertreibt, kurz die furcht vor einer patenthalse, aber das boot stabilisiert sich mit gefierter großschot ganz alleine und ich kann in ruhe das segel unter deck packen.
danach ausprobiert, wie das boot nur mit dem großsegel ruhig und stabil gelegt werden kann. es funktioniert wie beim beidrehen (ist ja auch das gleiche), nur dass das großsegel bei dem wind gestern leicht gefiert bleiben muss, weil das boot sonst anfängt, schlangenlinien zu fahren und dann durch den wind dreht.
weil das bergen des vorsegels doch eine ganze zeit dauert und vor der hafeneinfahrt wenig platz zum vertreiben ist, setze ich das kleine vorsegel nicht mehr. der wind ist stark genug, um uns nur mit dem gerefften groß mit fünfeinhalb knoten zurück zu schieben. jetzt tauchen auch wieder andere segelyachten auf, man trifft sich also pünktlich an der einfahrt zum fahrwasser. ein anderer alleinsegler birgt das großsegel, bleibt aber bald achteraus, das boot ist deutlich kleiner. später sehe ich ihn an der brücke wieder. noch ein anderer alleinsegler überholt und birgt vor der hafeneinfahrt seine segel. rollvorsegel, lazy-jacks und offensichtlich viel routine - die segel sind in nullkommanichts weg und gesichert. für mich das erste mal großsegel alleine bergen. also aufschießer nach backbord aus der fahrrinne raus, boot stabilisieren, dann nach vorne zum mast, andirken, aber beim stabilisieren nicht aufgepasst, just als ich das großfall lösen will, dreht das boot durch den wind und der bug dreht vom wind weg. also nochmal ans ruder, vom nachbarn freisegeln, etwas anlauf nehmen, noch ein aufschießer, sorgfältig in den wind drehen, dann das fall lösen und das segel runter. jetzt ist mir auch sonnenklar, warum es wichtig ist, dass die rutscher gut rutschen. unsere rutschen gut und das segel rauscht zügig nach unten. zwei zeisinge, damit es nicht ausweht, dann erst dreht das boot sich quer zum wind. aber ohne segel macht das nichts und ich habe ruhe, das segel ordentlich auf den baum zu legen und festzumachen. lazy-jacks wären trotzdem eine große hilfe, obwohl das segel klein genug ist, um es beim bergen auch ohne hilfen gut zu händeln. und mit den reffleinen lässt sich der größte teil des segels auch schon beim bergen auf den baum legen. wenn dann das dritte reff noch eingeschoren ist, bleibt beim bergen nur noch ein kleines stück segel zu bändigen.
insgesamt hat das gestern spaß gemacht. eine erfahrung. ich hab gemerkt, dass das boot, so wie es jetzt ausgerüstet, auch alleine gut gesegelt werden kann. mit den einschränkungen, die man machen muss: für alles, was länger als die zeit braucht, die das boot von alleine stabil auf kurs bleibt, muss man beidrehen, und bei den manövern ist weniger platz für probleme. aber wenn man die manöver gut vorbereitet, klappt das auch alles. insgesamt macht es sinn, alleine etwas defensiver zu segeln, früher einzureffen usw., damit man nicht allein bei zuviel wind mit großen segeln kämpfen muss. aber insgesamt ist aimé so stabil und zuverlässig, dass das alles gut geht, sobald die probleme mit dem rigg geregelt sind.
ein schreckmoment nochmal beim anlegemanöver in die box. die beiden dalben sind leider so nah beieinander, dass das boot backbord und steuerbord nur zehn zentimeter platz hat. mit nachkorrigieren ist da nichts mehr, sobald das boot sich vier meter reingeschoben hat. man muss also wirklich exakt gerade reinfahren. leider ist nach hinten nicht soviel platz, dass man in geradeausfahrt noch nachjustieren kann, sondern man kommt aus einer zwar großzügigen, aber dennoch eben nicht geraden kurve. gestern dann noch seitenwind. ich hatte eine mittelleine bereitgelegt, falls das boot zu früh vorne vertreiben sollte, aber das nützt nichts, wenn die anfahrt schief ist. aufregend war das, weil der einzige selbstverschuldete crash, den ich je mit einem boot verursacht habe, genau bei so einer situation passiert ist: anlegen in eine box bei seitenwind. damals ging alles ohne weitere schäden ab, was großes glück war. gestern also vom wind gedrückt worden, mit dem bug an den leedalben gekommen, der den bug nach luv richtung nachbarboot drückte, das aufstoppen half trotz günstigen schraubeneffekts nicht, der wind drückte sofort das heck nach lee, damit aber, weil der bug schon durch die dalben war, den bug nach luv. ist mir der schreck ganz schön in die knochen gefahren dabei. gleich wieder rückwärts raus, dann kleine ehrenrunde, tief durchgeatmet und von lee angefahren, was sowieso richtig ist in so einem fall (der erste versuch von luv kommend). ohne zu touchieren durch die dalben gekommen, schlimmer moment dann: das ruder loslassen, achterleinen über die dalben, kurz setzen, aufstoppen, und schnell nach vorne, um mit dem bootshaken die vorleinen von der kaimauer zu holen, bevor der bug zu weit vertreibt. festmachen.
am ende war ich fertig und froh, die tour war traumhaftes segeln, aber gleichzeitig war ich die meiste zeit angespannt. aber das wird sich geben, sobald sich mehr routine und abläufe entwickeln.
segeln alleine geht. hab ich, wenn ich genau drüber nachdenke, auch schon oft gemacht. aber es ist halt auch schön zu mehreren. nicht nur wegen der manöver.

07. Sep. 2010

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