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das ende einer reise
.. ist der beginn der nächsten. nur dass die für mich jetzt erstmal an land passiert. gestern sind wir in greifswald eingelaufen, nach zwei tagen intensiven segelns. von klintholm nach stralsund über eine ostsee nach dem sturm. kurz vor sonnenaufgang werfen wir als erste yacht die leinen los und laufen aus, setzen segel und lassen klintholm im kielwasser. das wetter ist gut, nur die alte welle steht mit ein bis zwei metern von der seite, beruhigt sich aber im lauf des tages. der wind schläft ein und wir sind erstaunt, wie schnell es von sieben bis acht auf ein bis zwei beaufort abflauen kann. durch die einfahrt zwischen hiddensee und fischland schiebt uns der gellenstrom mehr als dass wir noch segeln. trotzdem bleibt der motor aus und wir segeln gemächlich durch die boddenfahrwasser bis stralsund. ein langer törn, sechzig meilen in vierzehn stunden. am ende sind wir beide froh, wieder in schland zu sein. schland. erst im hafen von stralsund holen wir die dänische gastlandsflagge ein.
auf der letzten etappe erwischt uns nochmal der wind. mittags setzen wir bei nordost 3-4 das groß und die fock. zuviel tuch für den böigen wind, und aimé legt sich auf die seite bis die deckskante fast unter waser geht. belastungstest fürs rigg, aber ein harmloser, weil es im strelasund keine wellen gibt und deshalb keine ruckartigen belastungen. bald reffen wir das groß und setzen die kleine fock II. zwischendurch begegnet uns polizei, und fast gehe ich schon davon aus, dass wir gleich kontrolliert werden. aber everything seems to be alright, die blauen männer vom blauen boot grüßen kurz, als sie an uns vorbei fahren.
als wir im greifswalder bodden aus der abdeckung fahren, frischt der wind nochmal auf fünf bis sechs windstärken auf. wir sind froh, dass die segel schon klein genug sind, weil eine hohe, steile welle in die bucht steht. das boot fängt an zu arbeiten. zu allem überfluss reißt sich die fock los, die wir an die reling gebändselt hatten, und weht über bord. ein zeising hält das segel noch, der rest zerrt im wasser. mit mühe ziehe ich das segel wieder an deck und packe es in den segelsack. eine bergung bei der steilen welle wäre unangenehm geworden, zumal bei diesem wind nicht daran zu denken wäre, das boot ordentlich im wind (und gegen die welle) zu halten. trotzdem genießen wir den rest der fahrt. letzter gruß an die ostsee, die sich mit dem starken nordost nochmal deutlich meldet und den bodden mit lang anlaufender windsee bespielt, die erst kurz vor ladebow weniger wird und in der dänischen wiek nicht mehr zu spüren ist. kurz vor dem hafen bergen wir die segel, noch traue ich mich nicht, unter segeln in die einfahrt zu gehen, und schon gar nicht durch die brücke, die wirklich schmal ist. ein bisschen krängung und der mast hängt in der brückenklappe. also motoren wir den rest. unterwegs fotografiert uns noch ein junger mann an land. ein bedeutendes bild: aimé fährt zum ersten mal in ihren heimathafen. (bild bitte an kontakt@ozeansegeln.de, danke!).
und jetzt? was kommt jetzt? obwohl die nächsten termine klar sind, habe ich keine ahnung.

29. Aug. 2010

everything seems to be alright
gegen mittag drückt der wind weiter mit 7-8 windstärken breitseits aimé an den steg. inzwischen müssen auch die isomattenfender halten, weil die gummifender plattgedrückt werden. das wasser sinkt weiter und der wind krängt das boot so stark, dass das hohe freibord fast unter den unteren stegbalken gedrückt wird. aber alles hält und wir beschließen, einen spaziergang durchs hinterland zu machen.
als ich vom klo komme, sehe ich, wie am steg gegenüber fünf polizisten auf eine segelyacht steigen. die hafenmeisterin steht dabei, telefoniert und gestikuliert gleichzeitig wild mit den armen. a. kommt mir grinsend entgegen, war gaffen. wir schauen eine weile zu, wie sich die polizisten etwas unbeholfen auf die in einer box liegende yacht begeben und mit wackeligen beinen nach hinten hangeln. alle fünf verschwinden durch den niedergang. drei kommen gleich wieder raus. die hafenmeisterin gestikuliert in unsere richtung, aber wir fühlen uns nicht gemeint und gehen. hundert meter später überholt uns ein blauer bus, schneidet uns den weg ab, die türen gehen auf und zwei polizisten springen raus, halten uns an, filmreif. die pässe werden verlangt, man fragt nach dem grund unseres aufenthalts und der bisherigen reiseroute, und ob noch mehr leute an bord sind außer uns. auf die frage, nach was sie denn suchen, kommt nur: menschen aus staaten, die nicht zum schengenraum gehören. also illegale, gewissermaßen. aber als deutsche hätten wir ja da kein problem. routineuntersuchung. einer der beiden gibt unsere personalien durchs telefon, ist mit den ergebnissen aber sichtlich unzufrieden. händigt uns die pässe aus und meint, irgendwie ohne den verdacht loszuwerden, mit uns sei irgendwas nicht in ordnung: everything seems to be alright.

25. Aug. 2010

sturm
morgens.
die nacht über hat der wind auf südwest gedreht und weiter aufgefrischt. als ich aufwache, vor sonnenaufgang, steht a. schon in seiner gelben öljacke an deck, mit begeistertem gesichtsausdruck beim blick aufs wilde meer jenseits der hafenmole. die wellen rennen gewaltig gegen die aufgeschütteten steine an, jedesmal weht es die gischt bis zu uns rüber. dabei liegen wir hier, relativ weit hinten im hafen, noch vergleichsweise ruhig. an der ersten mole nach der einfahrt sind die wellen, die durch die hafeneinfahrt drücken, deutlich sichtbar, die boote dort schaukeln, als ob sie fahren würden.
a. hat die fender tiefer gehängt, das hatte mich geweckt. das wasser ist über nach um fast zwanzig zentimeter weniger geworden. das echolot misst trotzdem noch 2,70, was für die angekündigten siebzig zentimeter weniger gerade noch ausreicht. wegen pegel im hafen aufsitzen, das fehlt uns jetzt noch.
immerhin scheint die sonne und verleiht dem aufgewühlten meer eine glänzende erhabenheit, die begeisterung wecken kann. sturm bei tiefziehenden, suppigen wolken weckt mehr angst und niedergeschlagenheit, so wie gestern, als wir erschöpft vom langen tag und enttäuscht vom notwendigen ablaufen in klintholm ankamen, natürlich mitten in einer schauerbö die segel bergen mussten. wir kannten den hafen ja schon und ich wusste, dass es in lee der mole noch ein stück weit ausreichend tief ist. drei andere boote, die vor uns waren, bargen die segel weit draußen, auf den wellen tanzend. das hätten wir gar nicht machen können mit unserer oldschool besegelung ohne rollfock und ohne lazyjacks. also liefen wir erst mit raumem wind, bis wir den hafen querab hatten, halsten und liefen dann mit raumem wind auf die mole zu. die letzte strecke dann mit der zuspitzung durch eine schauerbö mit peitschendem regen und schlechter sicht, das boot zu großzügig besegelt, groß im ersten reff und die 35er fock - aimé im surf auf die hafeneinfahrt zu. der aufschießer und das bergen der fock klappten gut, das hat sich schon eingespielt. a. steht am vorstag, ich laufe schnell zum mast und löse das fall, dann fällt das segel und wird festgebändselt. weniger als eine minute. was probleme macht, ist das bergen des großsegels, weil einiges noch sehr unpraktisch gelöst ist. zum reffen müssen jedes mal die mastrutscher des weggerefften tuchs aus der keep gelassen werden. wenn dann das bändsel vergessen wird, das die mastrutscher sonst in der keep hält, wenn das segel unten ist, dann fallen die rutscher unten raus und das segel fliegt durch die gegend. muss also ein schnell wegnehmbarer stopper her (das bändsel ist zu aufwändig, weil man es immer unter den fallen um den mast binden muss, das dauert zu lang). gestern deshalb nach dem bergen der fock noch minutenlanges lavieren vor der einfahrt, aber wenigstens in lee der mole. meine einstellung, dass es sicherer ist, nah an den hafen zu segeln, um dann irgendwo in lee einer mole oder einer bucht die segel zügig zu bergen, festigt sich. mit rollfock und rollgroß und einem starken motor mag das anders aussehen, aber aimé ist untermotorisiert und die segelmanöver verlangen einsatz an deck. dazu kommt, dass das boot sich unter segeln sehr gut manövrieren lässt und einen geringen wendekreis hat, was enge aufschießer ermöglicht. überhaupt wundere ich mich die ganze zeit darüber, wie leicht das boot eigentlich ist. bisher waren stahlboote in meiner vorstellung immer ziemlich schwere klopper, die sich von wind und welle viel weniger anhaben lassen als die tupperware aus den massenproduktionswerften. jetzt ist aimé nicht das leichteste boot hier am steg, aber nicht nur die hallberg rassys sind deutlich schwerer, selbst die bavarias ähnlicher größe scheinen mir etwas gewichtiger zu sein. das boot will also gesegelt werden. der nachteil ist, dass man die ansteuerung gut kennen muss oder sonst anhand der karten und hafenpläne sehr gut einschätzen muss, um beim bergen der segel genug platz zu haben.

am abend. der wind hat abgeflaut. sonnenuntergang. um die mastschwingung in den griff zu kriegen habe ich die wanten nachgespannt. auch mit dem gedanken, dass sich alles in den letzten zwei wochen etwas gereckt hat und jetzt wieder auf spannung gebracht werden muss. die achteren mittelwanten schwingen jetzt lose, was aber okay ist, weil der mast sowieso eine verkehrte biegung hat. angezogen habe ich deshalb nur die oberwanten, die mittelwanten, die parallel zum mast laufen, und die vorderen unterwanten. jetzt schwingt er nicht mehr so stark und die biegung ist auch etwas rausgezogen. ansonsten scheint mir, dass die wanten eigentlich anders angeschlagen werden müssen, die oberwanten hinter die vordere mittelwant. außerdem brauchen wir unbedingt ein babystag, um den mast auf zwei drittel höhe zu stabilisieren.
habe ansonsten versucht, das gps innen zum laufen zu kriegen, aber am gerät ist alles okay. an der antenne ist die ummantelung des kabels bis zum drahtgeflecht aufgebrochen. werde ich morgen mit isolierband isolieren und hoffen, dass es hilft. insgesamt: wieder initiativ geworden nach der kurzen, stürmischen nacht und einer art phlegmatischen panik am vormittag mit ständigen kontrollen der fender. überhaupt die fender. die nächste anschaffung sind vier ausreichend dimensionierte fender. wir sind mit abstand das boot mit den wenigsten und kleinsten fendern, und dabei sind wir bei weitem nicht das kleinste boot. die etwas größeren yachten haben zum teil knapp zehn fender an der reling, und keine kleinen. aber unsere machen sich, so niedlich sie sind, ziemlich gut und halten seit vierundzwanzig stunden sieben tonnen stahl bei acht windstärken auf die breitseite erfolgreich vom steg ab (und von den herausstehenden schraubenköpfen). zusätzlich haben wir noch zwei eingerollte isomatten angehängt, der pe-schaum ist weniger flexibel als die fender, aber die pe-rollen sind auch dünner und halten dann, wenn die fender überlastet sind. es war sehr entspannend, diese dinger zu basteln und zu hängen. danach konnte ich nochmal zwei stunden tief schlafen.

für donnerstag sagt der wetterbericht 5-6 bft. aus west bis nordwest an, dazu unglücklicherweise dauerregen. trotzdem ein mögliches fenster für uns, weil gegen donnerstag abend der wind zurück auf südwest drehen und wieder auf sturmstärke zunehmen soll. ich hoffe nur, dass der abflauende und leicht drehende wind auch dazu führt, dass die see nicht mehr direkt auf die hafeneinfahrt steht, wie es jetzt der fall ist. mit unserem kleinen motor kämen wir kaum aus dem hafen. aber das werden wir sehen. inzwischen habe ich mich ein bisschen abgefunden mit unserer situation. es ist ja auch einfach nichts zu machen. sturm.

24. Aug. 2010

eingeweht? jetzt schon (orkanartige böen)
in skanör waren wir nicht eingeweht, nicht wirklich, es gab nur fünf beaufort von vorne, da hätten wir fahren können. wollten wir aber nicht. jetzt liegen wir in klintholm (wieder, wie am anfang der reise) und der wetterbericht hat für die nacht und den morgigen tag sieben bis acht windstärken mit orkanartigen böen angekündigt. wir liegen also fest. die gleichen aussichten für mittwoch. erst donnerstag könnte es ein fenster geben, durch das wir nach rügen rutschen können, um dann in den geschützten boddengewässern nach hause zu laufen. a. und ich sind gleichzeitig genervt und entsetzt, dass sich das wetter so massiv verschlechtert und auch keine besserung in sicht ist. ein sturmtief jagt das nächste auf den grib-karten.
am meisten beschäftigt mich, dass der mast unglaublich stark vibriert. anfangs dachte ich, dass die vibrationen der fallen sich auf den mast übertragen, aber weder das entspannen der fallen noch ein nachziehen bringen was - der mast rüttelt am ganzen schiff. die masten der nachbarboote stehen alle fest und sehen gut gespannt aus. ich werde morgen die wanten und stagen nachziehen, immerhin ist das gesamte stehende gut neu und hat sich während der letzten zwei wochen sicher nochmal gut ausgereckt.
das erste mal auf dieser ersten reise wünsche ich mir, wir wären schon zuhause. das gewitter am ersten tag und auch die vielen regnerischen tage zwischendrin waren verglichen mit dem hier alle nicht so schlimm. aber dass es uns jetzt auf der rückreise so deutlich in diesem campinghafen festsetzt, ist übel. und ein bisschen mulmig ist mir auch, mit dem boot im wetterfenster über die bewegte ostsee zu segeln. (wetterfenster mein ja eben leider: etwas weniger wind, der dann später wieder auffrischt.) aber wir müssen ja irgendwann wieder nach hause, können das boot ja nicht in klintholm lassen, zumal der hafen zu allem überfluss der teuerste der ganzen reise ist. und außer dem hafen, einem kleinen parkplatz für wohnmobile, ferienhäusern, zwei restaurants und einem supermarkt gibt es hier einfach nichts.
bisher fand ich das wort "eingeweht" immer irgendwie unpassend. jetzt ists passiert, zum blöden zeitpunkt. aber das gehört wahrscheinlich einfach dazu dabei.

23. Aug. 2010

eingeweht in skanör
fünf bis sechs beaufort und regen aus südwest, wo wir heute eigentlich hin wollten. statt dessen bleiben wir noch eine nacht in skanör. zum mittag ein schönes stück lachs vom örtlichen fischer gekauft, der bei bornholm gefischt wurde, was sicher irgendwie illegal ist. gibt es überhaupt lachse in der ostsee?
bis gestern in malmö, große stadt, im neuen sportboothafen im ehemaligen trockendock, wo ein luxus- und businessviertel vom reißbrett gebaut wurde. der hafen ist schick, nur das hafenbüro und die sanitären einrichtungen sind noch in einem container untergebracht, zwei kabinen mit klo, dusche, waschbecken für den doch recht großen hafen. teuer ist es trotzdem, wegen citynähe. nachmittags ein theaterstück gesehen, ein kollege von l. aus göteborg zeigte ein stück, das von einem pianisten, einem piano und seinen teilen und natürlich vom leben und vom tod handelte. das schlussbild eine schaukel, als stange eine leiter, die waagrecht vonv der decke hängt, am einen ende das entkleidete klavier, am andern ende der pianist und eine kleine weltkugel, aus der der sand rinnt. der theatersaal wunderschön, ein hohes gewölbe mit deckenmalereien, stuckverziert, der zuschauerraum mit viel holz und samtbezogenen sitzen.
seit gestern sind wir nun wirklich auf der rückreise. überlegt war noch ein abstecher nach bornholm, der sich aber angesichts der westwetterlage erledigt hat. nachdem erst eine woche lang das zentrum eines tiefs über dänemark hin und her waberte und uns viel regen und unbeständigen wind bescherte, ziehen die tiefs jetzt in reihe durch. ab dienstag ist starkwind aus westlichen richtungen angesagt, deshalb verzichten wir auf bornholm und wollen morgen noch ein stück nach westen in die faksebucht segeln, damit wir dann am dienstag mit raumwind den langen schlag nach sassnitz machen können. dann wären wir mittwoch abend zuhause. inzwischen sind wir auch schon ziemlich lange unterwegs, bald zwei wochen. die zwei wochen bastelschlussphase nicht dazu gerechnet. wegen des regnerischen wetters ist das unterwegssein zum teil auch sehr anstrengend.

drei stunden später, jetzt, hat der wind nachgelassen, die sonne scheint. wir haben uns entschieden, morgen schon nach süden zu segeln, obwohl umlaufend wenig wind angesagt ist, der gegen abend auf west dreht und bis sturmstärke auffrischen soll. dann wollen wir schon in der abdeckung von rügen sein. fahrtziel ist sassnitz. nach dem erholungstag heute sind alle an bord frisch, vorhin haben wir noch fünfzig liter diesel gebunkert, sodass wir auch für eine flaute gerüstet sind. aimé provoziert im hafen regelmäßig blicke und fachsimpeleien. ich wüsste gerne, was die leute auf schwedisch so erzählen über dieses boot ohne aufbauten, ohne rollsegel, ohne winschen am mast. wir segeln morgen früh damit wieder aufs meer.

22. Aug. 2010

louisiana
gestern von kopenhagen nach humlebaek, gesegelt. anfangs wenig wind. blister gesetzt, 90 qm spinnakertuch. eine stunde später zog eine böenfront über kopenhagen auf, erstaunliches wetter: kam von südsüdost, blieb über kopenhagen kurz stehen, ließ regenschleier fallen, zog dann langsam uns hinterher, während wir noch unter blauem himmel segelten. als die x99, die uns vorher begegnet war, sich auf amwindkurs richtig auf die backe legte, bargen wir das segel gerade rechtzeitig, dann kamen vier bis fünf windstärken aus südwest und die schauerfront. mit diesem wind bis humlebaek, wo wir vor dem hafen mitten in einer schauerbö die segel bargen und wo der hafen schon voll war, jetzt liegen wir längsseits an einer ziemlichen luxusyacht, bei der man angst hat, das saubere teakdeck zu verdrecken schon wenn man von bord geht. aber die yacht ist hier zuhause und es ist niemand da, der sich ärgern könnte.
nach dem anlegen bier und essen und dann nach louisiana, dänemarks museum für moderne kunst.
aimé macht sich jedenfalls gut bisher bei jedem wetter. die ständigen segelwechsel haben inzwischen zu einer routine geführt, sodass wir dabei nicht mehr eine halbe stunde dümpeln, sondern das groß reffen, die fock wechseln usw. die segel sind trotz ihres alters in einem guten zustand und die segelgarderobe ist überkomplett. vor allem leichtwindsegel sind ausreichend vorhanden. aber auch die kleine 20 qm fock II ist schön flach geschnitten und aus sehr stabilem tuch. die sturmfock und das trysegel haben wir noch nicht ausgepackt, aber die wurden, glaube ich, noch nie zum segeln ausgepackt und machen im sack einen guten eindruck: das tuch noch stabil und fest, die beschläge intakt und die nähte null und gar nicht abgenutzt.
heute ein schlag nach malmö, dreißig meilen bei südwest, also leicht gegenan, das hatten wir bisher nur einmal. wenn das wetter so unbeständig bleibt (der viele regen ist anstrengend), geht es von malmö aus nach hause. ansonsten bleiben uns einige tage für einen abstecher nach bornholm. das hausrevier auschecken.

19. Aug. 2010

aimé
meistens, wenn viel nacheinander passiert, werden die sachen nicht aufgeschrieben. was bleibt, ist dann zusammenfassung, retrospektiv. das boot schwimmt noch, der motor läuft noch, der mast steht noch, wir liegen im hafen von rødvig, dänemark.
nachdem a. und n. angekommen waren gingen die letzten arbeiten am boot sehr schnell. sämtliche wasserleitungen wurden verlegt, letzte bretter gebaut, der tisch angeschraubt, die gps-antenne fixiert. im segelzubehörladen holte ich die kartensätze für die fahrt nach kopenhagen. die probefahrt auf dem bodden verzögerte sich trotzdem um einen tag, und verkürzte sich am ende auf zwei stunden unter motor und eine stunde segeln, weil wir spät los kamen und weil der bodden einfach zu flach ist, um mit 1,80 m tiefgang entspannt zu segeln. immerhin zogen wir das großsegel und kleine fock einmal hoch und segelten das fahrwasser einmal hoch und runter. eine echte probefahrt wars trotzdem nicht, oder jedenfalls nur eine sehr eingeschränkte. eigentlich hatten wir sämtliche segel einmal setzen wollen und auch ein testreffen wäre sinnvoll gewesen (was sich am nächsten tag zeigte).
aber wir wollten einfach alle am nächsten tag los und es gab noch einiges an land zu erledigen. obwohl die ruderanlage sehr zuverlässig funktioniert, fiel mir beim schmieren des ruderlagers ein, dass eine notpinne fehlte, was mir auch deshalb wichtig ist, weil ich die hydraulik noch nicht so gut kenne und sich schon bei der probefahrt gezeigt hatte, dass die pumpe ziemlich viel schlupf hat. der werftschlosser war so nett und baute direkt am vormittag noch eine sauber gearbeitete notpinne aus edelstahl, die man einfach auf den ruderschaft aufstecken kann. steuern muss man dann zwar unter deck, aber das war nicht anders zu machen, weil der ruderschaft minimal verbogen ist und eine verlängerung nicht durch das mittige lüfterloch passen würde.
und dann gings los.
angesagt war südwind, was für die fünfzehn seemeilen bis hiddensee ideal gewesen wäre, aber am morgen wehte ostwind. wir fuhren trotzdem los. und drehten der werft, wo das boot fast fünf jahre gelegen hat, den spiegel zu.
ab hiddensee blies uns der sanfte ostwind mit voll gesetztem groß und der 50 qm genua mit sechseinhalb knoten richtung klintholm. die wetterlage ist zur zeit äußerst unbeständig. nach drei stunden kam regen auf, der wind drehte langsam auf nordost und frischte auf. der seegang nahm zu und es zeigt sich, dass auch stahlboote bei halbem wind von den wellen stark bewegt werden. mit mühe bargen wir das große vorsegel, refften das groß und setzten die kleine fock. das boot lief dann ruhiger, aber der regen nahm zu und bald wurde der wind wieder weniger. in lee, im südwesten überm darß, schwebten starke gewitter, die wir blitzen sahen und donnern hörten, der wind wehte nur noch schwach, die sicht wurde schlechter, es wurde gespenstisch. der regen ließ kurz nach, aber bald zogen auch vor uns gewitter vorbei, blitze zuckten durch den dunst. dann nahm der regen wieder zu und die sichtweite sank auf wenige hundert meter. in lee tauchte wie von geisterhand eine fähre auf, als wir uns møns klint näherten. dann war plötzlich totale flaute und ein starkregen brach los, die blitze waren jetzt näher, unmittelbar vor uns. eilig bargen wir sämtliche segel. einen kurzen moment dachte ich daran, das boot beizudrehen und alle unter deck zu schicken, bis das gewitter vorbei wäre. aber wie es gekommen war, ging es wieder vorbei, die luft entspannte sich wieder, die blitze blieben aus und hinterließen nur flaute und ständigen regen bis klintholm.
die einfahrt in klintholm deshalb natürlich heldenhaft, wir geisterhaft aus dem gewitter in den hafen geschwebt, fanden noch eine leere box, mussten nur die nachbarn ein bisschen auseinanderdrücken, misstrauisch von den eignern durch die fenster beäugt.
am nächsten tag dann erst schwacher südwestwind, der bei møns klint auf west drehte, sodass wir hoch am wind gerade noch rødvig anliegen konnten. auf dem raumem kurs bis zum kap stand die genua gut, aber für amwindkurse ist die große genua viel zu bauchig geschnitten. dafür ist die große fock flach genug für amwindkurse und groß genug, um auch bei schwachem wind noch gut zu ziehen. inzwischen haben wir also die vier wichtigsten segel alle einmal gesetzt und ich bin froh, dass alle in einem guten zustand sind. am meisten verbraucht ist das großsegel. das werden wir als erstes ersetzen müssen. aber es funktioniert noch und ist ausreichend stabil für alles, eben nur ein bisschen aus der form. unangenehmer ist, dass der mast krumm ist - und zwar in die falsche richtung, nämlich nicht mit der rundung nach vorne, sondern nach hinten. nicht schlimm, aber ein bisschen, und nur mit den wanten und stagen krieg ichs nicht in den griff. aber die beschläge für ein babystag sind schon da, und damit wird die biegung dann rausgezogen. das ist das nächste teil, das angeschafft wird.
ansonsten segelt das schiff wirklich gut und erstaunlich schnell. mit der richtigen besegelung laufen wir konstant zwischen sechs und sieben knoten. und mit den verschiedenen vorsegel gibt es für fast jeden wind die richtige besegelung. die ganz großen segel sind allerdings kaum zu gebrauchen, nur bei konstant schwachem wind, und den hab ich auf der ostsee bisher nur selten erlebt.
morgen wollen wir weiter bis kopenhagen. ich hoffe, das wetter spielt mit. angesagt ist nordwind, ne-drehend, ohne regen (den haben wir heute). denn trotz regensachen zeigt sich, dass dauerregen uns alle mit der zeit ziemlich auslaugt. alles wird feucht, auch im schiff, und ich hab mir dabei eine erkältung zugezogen. der sonnentag gestern war deshalb sehr nötig. im zweifel bleiben wir eben noch hier. das ist auch eine sache, an die ich mich erst noch gewöhnen muss: wir können uns nach dem wind richten und müssen nicht, wie bei meinen bisherigen auftragstörns auf dieser route, in einer woche dreihundert meilen zusammensegeln auf teufel komm raus. also trinken wir tee in der kajüte, lesen, schreiben, lauschen auf das prasseln des regens an deck und werden sehen, was da kommt morgen.

und jedenfalls ist das alles wahr und trotzdem kaum zu glauben: wir sind unterwegs und segeln, mit aimé.

14. Aug. 2010

schwimmt, motor läuft, mast steht
auf einmal ging alles ganz schnell: am freitag kam das boot ins wasser (nachbild auf der inneren netzhaut: das boot im kran, wird langsam abgesenkt, dann der moment, kurz bevor der kiel die wasseroberfläche berührt), am wochenende haben wir den motor in gang gesetzt (leitungen gelegt, elektrik angeschlossen, filter getauscht, tank befüllt, dieselsystem entlüftet, gestartet - läuft, und montag-dienstag wurde der mast gestellt (es fehlt noch das achterstag, das kommt aber am donnerstag). jetzt schwimmt das boot im wasser, ist fast fertig aufgetakelt, ich bin fix und fertig und freu mich auf den abschluss der arbeiten.
weil der werftchef bei der bestellung die beiden terminals und wantenspanner fürs achterstag vergessen hatte, muss das morgen nachträglich montiert werden. nach dem anschlagen der wanten hat sich außerdem gezeigt, dass die oberwanten bisher viel zu weit vorne angeschlagen waren, nämlich vor dem mastfuß, und das ist schlecht, weil der draht dadurch im unteren salingspaar nach vorne zerrt. das wird also nochmal geändert. außerdem ist der mast nach vorne gebogen, was am fehlenden achterstag liegen kann. allerdings sind an deck und am mast die beschläge für ein babystag schon fertig angebracht, sodass wir am donnerstag vielleicht auch ein babystag setzen, um den mast in der mitte nach vorne zu ziehen, falls die vorderen unterwanten allein nicht reichen.
klar ist jedenfalls: nach fünf jahren arbeit schwimmt das boot endlich, und ich finde, es macht sich ziemlich gut im wasser.

04. Aug. 2010

August
Mo Di Mi Do Fr Sa So
           
         
2010
Monat
Aug

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